Vielfach Deutsch 1, Leseheft

Wir lesen Sachtexte und entnehmen Informationen. Sachtexte lesen und verstehen 4 Thema: Menschen in Seenot Der Untergang der Titanic hat dazu geführt, dass heute in der Schifffahrt umfangreiche Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden. Lies den Sachtext über das Training der Schiffsbesatzung. Sie galt als unsinkbar: die „RMS TITANIC“. Und doch ging das damals größte Passagierschiff der Welt in den Fluten des Nordatlantiks unter. Rund 1500 Menschen verloren ihr Leben. An Bord gab es schlicht zu wenige Rettungsboote, und die Besatzung war nicht ausreichend geschult. Heute muss jeder Koch und jedes Zimmermädchen auf einem Kreuzfahrt­ schiff wissen, was im Notfall zu tun ist, und üben, üben, üben. Zentimeterdicke Eisschollen treiben neben Laras Kopf. Unter ihr das eiskalte Meer­ wasser, metertief. Einen Moment lang stellt sie sich vor, es wäre die Nacht des 14. April 1912. Menschen schwammen damals um ihr Leben, viele nur mit einem Schlafanzug bekleidet. Sie riefen um Hilfe, erst laut, dann immer leiser. „Achtung! Jetzt üben wir die Rettungskette.“ Sofort ist die junge Frau wieder zurück in der Gegenwart. Sie schwimmt nicht im Nordatlantik, sondern in der Ostsee. Genauer gesagt in einem Hafenbecken in Rostock. Lara steckt in einem leuchtend orangefarbenen Überlebensanzug, der Wasser und Kälte von ihr fernhält. Vier Tage lang nimmt sie an einem Sicherheitstraining für Servicepersonal auf Kreuz­ fahrtschiffen teil. Der Kurs ist Pflicht: Bald wird sie als Reiseleiterin an Bord eines Schiffes arbeiten. Dann muss sie wissen, was im Seenotfall zu tun ist. Tatsächlich bilden sie nun eine Kette. „Jetzt paddeln – alle gleichzeitig!“, brüllt Dirk. Breitbeinig und mit hochgerissenen Armen steht er auf einer Eisscholle und macht die Paddelbewegungen in der Luft vor. „Hoch, runter – eins, zwei, eins, zwei!“ Grundsätzlich können sich Menschen auf diese Weise gemeinsam von einer Unglücksstelle entfernen. Knapp eine Stunde treiben die künftigen Schiffsköche, Kellner und Zimmermädchen an diesem Februartag im Eiswasser. Sie üben unter anderem, in welcher Haltung der Körper am besten warm bleibt: Knie anziehen und mit den Händen umfassen. Im Ernstfall wären sie unter diesen Bedingungen längst erfroren. „Die größte Gefahr auf einem Schiff ist aber gar nicht das Wasser, sondern das Feuer“, erklärt Dirk. Kleine Brände sollten auch Reiseleiter und Köche mit einem Feuerlöscher in den Griff kriegen. „Denn egal ob Feuer oder Wasser, die wichtigste Regel im Seenot­ fall lautet: Ruhe bewahren.“ Darum wird die Besatzung auch auf den Kreuzfahrtschiffen weiter üben – jeden Tag. Vielleicht hätte diese Routine einigen Menschen auf der Titanic das Leben gerettet. 1 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 Aus: GEOLINO, Nr. 04/12 (gekürzt). 38 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=