Vielfach Deutsch 1, Leseheft

Sagenhafte Gestalten Wenn ihr das Märchen von S. 32 aufmerksam gelesen habt, ist euch sicher aufgefallen, dass ein Fluss erwähnt wird. Doch die Märchenwelt nennt keine Namen aus der Wirklichkeit. Die Sage hingegen schon. Sie ist an reale Orte gebunden. Lies die Sage vom Donauweibchen. Das Donauweibchen Als Wien noch klein und von Mauern umgeben war, floss die Donau in vielen Armen zwischen Auwäldern dahin. Im Winter trieben oft mächtige Eisschollen auf dem Strom. In manchen Frühjahren traten die Wasser über die Ufer und überfluteten die Auen. Dann flüchteten die Fischer aus ihren Hütten in die Stadt. Einst lebte in einer der Hütten ein alter Fischer mit seinem Sohn. Der Sohn war trotz seiner Jugend schon ein so guter Fischer wie sein Vater. An einem kalten Winterabend saßen Vater und Sohn in der Hütte beisammen. Ein kleines Feuer flackerte auf dem Herd. Plötzlich war es, als risse der Wind die Tür auf. Es wurde taghell in der Stube, und vor den beiden Männern stand ein liebliches, weiß­ gekleidetes Mädchen mit Wasserrosen im Haar. Die Fischer erschraken. Aber das Mädchen sprach mit zarter Stimme, die wie das Rieseln des Wassers klang: „Ich bin euch gut gesinnt. Deshalb will ich euch warnen. Schon morgen schmilzt das Eis, der Strom wird überfließen und diese Hütte hier überschwemmen. Flieht, so rasch ihr könnt!“ Ehe die beiden Fischer ein Wort erwidern konnten, war es wieder dunkel im Raum. Der junge Fischer sprang hin, um dem Mädchen noch einen Dank nachzurufen, aber auch draußen konnte er es nicht mehr erblicken. Unverzüglich verständigten die beiden ihre Kameraden in den umliegenden Hütten. Im frühesten Morgengrauen verließen alle Fischer die Gegend und zogen in die Stadt. Und es geschah, wie das Mädchen es vorausgesagt hatte. Aber Menschenleben war keines zu beklagen, denn alle Bewohner hatten sich rechtzeitig in Sicherheit gebracht. Der junge Fischer freilich konnte die Nixe nicht vergessen. Tag und Nacht sah er das zarte Gesicht und das schwarze Haar mit den Seerosen vor sich. Der junge Fischer wurde immer trauriger und verstörter, und eines Tages sah der Vater das Boot herrenlos auf dem Wasser treiben. Er ruderte hin und befand sich auf dem klarsten Wasser, das er je gesehen hatte. Unter sich erblickte er in einem Garten ein herrliches Schloss mit Marmortreppen. Und zwischen den Bäumen wanderten der junge Fischer und die Nixe Hand in Hand dahin. a) Welche Wesen werden in der Sage nicht erwähnt? Unterstreiche sie im Wortkasten. b) Welche Begriffe kommen in der Wirklichkeit nicht vor? Kreise sie ein. 14 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 http://kiwithek.kidsweb.at/index.php/Das_Donauweibchen (18.7.2016, gekürzt) 15 Wassergeist  Wien  Donauweibchen  Nixe  Fischer  ​ Meerjungfrau  Donau 35 Spannende Geschichten lesen und verstehen 3 Nur zu Prüfzwecken – E gentum des Ve lags öbv

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