Vielfach Deutsch 1, Leseheft

Die überraschende Wende In der folgenden Erzählung von Munro Leaf (1905 – 1976) geschieht Un gewöhnliches und Un erwartetes. Eine Schülerin oder ein Schüler liest den Text vor. Ferdinand Es war einmal in Spanien, da lebte ein kleiner Stier, der hieß Ferdinand. Die anderen kleinen Stiere auf seiner Weide hopsten und rannten herum, rempelten sich an und übten Hörnerstoßen. Ferdinand aber nicht. Er saß gern still da und roch an den Blu­ men. Er hatte einen Lieblingsplatz hinten auf der Weide, unter einer Korkeiche. Sie war sein Lieblingsbaum. In ihrem Schatten saß er den ganzen Tag und freute sich am Duft der Blumen. Die Jahre vergingen, und Ferdinand wuchs und wuchs, bis er sehr groß und stark war. Die anderen Stiere, die auf der gleichen Weide aufgewachsen waren, kämpften jeden Tag miteinander. Sie rammten die Schädel aneinander und spießten sich gegenseitig mit den Hörnern auf. Alle wollten unbedingt für die Stierkämpfe in Madrid ausgewählt werden. Ferdinand aber nicht. Er saß immer noch am liebsten unter der Korkeiche und roch an den Blumen. Eines Tages erschienen fünf Männer mit sehr komischen Hüten, um den größten, schnellsten und bösesten Stier für die Arena von Madrid auszusuchen. Die anderen Stie­ re galoppierten stampfend und schnaubend herum und sprangen und stießen sich, damit die Männer sie für sehr, sehr stark und wild halten und mitnehmen würden. Ferdinand wusste, dass sie ihn nicht nehmen würden, und es war ihm egal. Also ging er zu seiner Lieblingskorkeiche, um sich hinzusetzen. Er sah nicht genau hin, als er sich setzte, und statt im schönen schattigen Gras saß er auf einer Biene. Wenn du eine Biene wärst, und ein Stier setzte sich auf dich – was würdest du tun? Du würdest ihn stechen. Und genau das tat die Biene mit Ferdinand. Au! Das tat weh! Ferdinand sprang auf und brüllte. Er stampfte herum, schnaubte und schnaufte, senkte den Kopf, stieß mit den Hörnern zu und scharrte wie verrückt mit den Hufen. Die fünf Männer sahen ihn und johlten vor Freude. Hier war er, der größte und wildeste Stier von allen. Der sollte mit zum Stierkampffest nach Madrid! Also setzten sie ihn in einen Pferdekarren und brachten ihn hin. Was für ein Tag! Fahnen wehten, Musik spielte … und die schönen Damen trugen Blumen im Haar. Der festliche Einzug in die Arena begann. Zuerst kamen die Banderil­ leros mit langen, spitzen, bändergeschmückten Stäben. Damit würden sie den Stier stechen, um ihn wütend zu machen. Als Nächstes kamen die Picadores auf ihren mageren Pferden. Sie hatten lange Lanzen, mit denen sie den Stier stechen würden, um ihn noch wütender zu machen. Danach kam der Matador, der Stolzeste von allen. Er fand sich sehr schön und verneigte sich vor den Damen. Er hatte ein rotes Cape und einen Degen. Er sollte den Stier als Letzter stechen. Dann kam der 6 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 der Banderillero : Stierkämpfer, der den Stier reizt der Picador : Reiter, der den Stier reizt der Matador : Stierkämpfer 30 Spannende Geschichten lesen und verstehen 3 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verl g öbv

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