Vielfach Deutsch 4, Arbeitsheft Sprachförderung und DaZ

Im Roman Die Welt ist ein Fahrrad von Thomas Fuchs gewinnt der junge Radrennfahrer Robert die Goldmedaille bei der Junior-Europameisterschaft. Er wird damit zum Vorzeigesportler des Internats. Doch gleich nach dem Sieg hat er eine Auseinandersetzung mit seinem Trainer. Lies den folgenden Textausschnitt. Nach der kurzen Mittagspause war wie jeden Nachmittag Sport angesagt. Als Robert sich mit den Schülern aller Jahrgänge auf den Weg zur Bahn und den Trainingsgebäuden machte, bekam er ein schlechtes Gewissen: Coach Walther – er hatte ihn gestern noch besuchen wollen, es aber wieder vergessen. Und nicht nur gestern, er wollte ihm von Mallorca, aus Rostock und aus Rom schreiben. Nicht einen einzigen Brief hatte Robert an seinen alten Trainer abgeschickt, immer war irgendetwas dazwischengekommen. Seine Bedenken waren jedoch überflüssig, denn kaum hatte sich seine Klasse in der Trainingshalle versammelt, kam der Trainer auf ihn zugeeilt und umarmte ihn. „Ich bin stolz auf dich, Junge. Danke!“, sagte Herr Walther laut. „Hast du gut gemacht! Und jetzt heißt es, dranbleiben. Das war erst der Anfang.“ Coach Walther lockerte die Umarmung, hielt aber Roberts Schultern weiterhin fest, während er den anderen Bahnfahrern verkündete: „Zum Warmwerden zweimal die große Runde durch den Park, aber mit Tempo. Gesamtzeit 17 Minuten, das heißt: erste Runde mit zehn Minuten, zweite nicht über sieben. Auf die Räder!“ Robert wollte sich auch zu den Rädern begeben, doch Coach Walther hielt ihn zurück. „Nicht so eilig, wir haben noch ein Hühnchen miteinander zu rupfen.“ Robert sah betreten zu Boden, vielleicht hätte er doch zumindest eine Postkarte schreiben sollen. Die letzten Schüler waren gerade mit ihren Rädern vom Vorhof verschwunden, da wurde der Griff an Roberts Schulter wieder fester und der Trainer zwang ihn, sich zu ihm umzudrehen. „Hast du sie noch alle?“, blaffte er Robert an. „Das war idiotisch, was du da in Rom abgeliefert hast. So was kann das Ende sein! Tolle Heldentat, mit Verletzung weiterzufahren, Schwachkopf!“ Robert glaubte nicht richtig zu hören. Sein Sieg war idiotisch? Robert nickte, war aber in seinem Innersten völlig anderer Meinung. Und mit dieser Einschätzung war er nicht allein. Die Trainer der Nationalmannschaft waren von seinem kämpferischen Stil begeistert gewesen. Konnte es sein, dass Coach Walther nicht nur äußerlich ein alter Mann geworden ist, sondern auch innerlich? Nicht umsonst war er hier in einem popeligen Sportinternat beschäftigt und nicht im Nationalteam. Aus: Thomas Fuchs: Die Welt ist ein Fahrrad. Thienemann Verlag, Stuttgart 2002 (gekürzt). 4 nach Ü10 5 10 15 20 25 mit jemandem (noch) ein Hühnchen zu rupfen haben: über jemanden verärgert sein und sich vornehmen, den Streit mit ihm auszutragen jemanden anblaffen: jemanden anschreien, zurechtweisen popelig: einfach, gewöhnlich der Coach, die Coachs: der Trainer bzw. die Trainerin, der Ausbilder bzw. die Ausbilderin 18  2 Informieren und Stellung nehmen Nur zu Prüfzwecken – Eig ntum des Verlags öbv

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