Vielfach Deutsch 2, Arbeitsheft Sprachförderung und DaZ

Sagen nacherzählen 4 Antike Sagen lesen und verstehen In den alten griechischen Sagen sind die Götter den Menschen sehr ähnlich. Sie haben dieselben Tugenden (Freundschaft, Treue …) und Laster (Eifersucht, Rachelust …). Aber sie sind – im Gegensatz zu uns Sterblichen – mit übernatürlichen Kräften ausgestattet. Lies die Sage von Herakles und dem nemeischen Löwen. Die erste Aufgabe, welche König Eurystheus dem Gott Herakles auf- erlegte, bestand darin, dass Herakles ihm das Fell des nemeischen Löwen bringen sollte. Dieses Ungeheuer hauste auf dem Peloponnes. Der Löwe konnte von keinen mensch- lichen Waen verwundet werden. Als Herakles in den Wald von Nemea kam, ließ er seine Augen nach allen Seiten schweifen, um das reißende Tier zu entdecken. Endlich gegen Abend kam der Löwe auf einem Waldweg gelaufen, um in seine Höhle zurückzugehen. Er hatte eben erst gefressen. Der Held, der ihn von Ferne kommen sah, versteckte sich hinter einem Busch, wartete, bis der Löwe näher kam, und schoss ihm dann einen Pfeil in die Flanke zwischen Rippen und HüŠe. Aber der Pfeil drang nicht ins Fleisch, er prallte wie von einem Stein ab und ‹og zurück auf den moosigen Waldboden. Das Tier ließ die Augen forschend nach allen Seiten rollen und zeigte seine furchtein‹ößenden Zähne. Herakles schoss schnell einen zweiten Pfeil ab, um ihn mitten in die Brust zu treen. Aber auch diesmal drang er nicht bis unter die Haut, sondern prallte von der Brust ab und Žel zu Boden. Herakles gri eben zum dritten Pfeil, als der Löwe ihn erblickte. Er zog seinen langen Schwanz an sich, sein ganzer Nacken schwoll von Zorn an, unter Murren sträubte sich seine Mähne, sein Rücken wurde krumm wie ein Bogen. Das Tier war wütend und ging mit einem Sprung auf den Feind los, Herakles aber warf seine Pfeile aus der Hand. Mit der Rechten schwang er über dem Kopf des Tieres die Keule und versetzte ihm einen Schlag auf den Nacken, dass es mitten im Sprunge wieder zu Boden stürzte und auf zitternden Füßen zu stehen kam. Er nahte sich dem Untier von hinten, schlang die Arme um seinen Nacken und schnürte ihm die Kehle zu, bis es erstickte. Lange versuchte Herakles vergebens, das Fell des Löwen abzuziehen. Endlich kam ihm in den Sinn, sie mit den Klauen des Tieres selbst abzutrennen, was auch sogleich gelang. Später fertigte er sich aus diesem herrlichen Löwenfell einen Panzer und aus dem Rachen einen neuen Helm an. Für jetzt aber nahm er Kleid und Waen, in denen er gekommen war, wieder zu sich und machte sich auf den Rückweg. Als der König Eurystheus ihn mit der Hülle des grässlichen Tieres daher- kommen sah, geriet er über die göttliche KraŠ des Helden in solche Angst, dass er in einen großen Topf kroch. http://gutenberg.spiegel.de/buch/sagen-des-klassischen-altertums-4962/44 (14.7.2017, bearbeitet) 1 nach Ü9 der Peloponnes: Halbinsel im Süden Griechenlands Absatz 1 Absatz 2 Absatz 3 Absatz 4 Absatz 5 Absatz 6 40 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Ver ags öbv

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