Vielfach Deutsch 4, Arbeitsheft

Argumentieren und Position beziehen 5 Argumente in Texten finden a) Lies den Kommentar zur Forderung nach mehr getrenntem Unterricht von Mädchen und Buben (in Deutschland). b) Unterstreiche beim zweiten Lesen in zwei Farben: Die Meinung der Ministerin (Sylvia Löhrmann) in Grün und die Meinung der Autorin (Birgit Kelle) in Blau. Gemeinsamer Unterricht von Mädchen und Buben: Eh klar, oder? Der gemeinsame Unterricht von Buben und Mädchen galt als geschlechtergerechte Errungenschaft. Nun fordern die Grünen in Deutschland: Alles zurück! Die grüne Bildungsministerin von Nordrhein-Westfalen, Sylvia Löhrmann, hat vorgeschlagen, Jungen und Mädchen zumindest in einzelnen Fächern doch lieber wieder getrennt zu unterrichten, um so geschlechterspezifische Förderung möglich zu machen. Offenbar sind Mädchen und Jungen doch unterschiedlicher, als die Gender-Experten uns immer weismachen wollen. Laut Löhrmann brauchen Mädchen beispielsweise einen anderen Zugang zu Technik und naturwissenschaftlichen Fächern allgemein. In Chemie beispielsweise wollten Mädchen vor allem wissen: „Wofür brauche ich das?“ Wollen Jungen das etwa nicht wissen? „Wenn sie wissen, dass das zum Beispiel für Kosmetik interessant ist, haben sie einen eigenen Zu- gang“, so Löhrmann. Kosmetik. Mehr geschlechterstereotyp geht kaum. Es ist ein immer wieder reanimiertes Klischee, dass Mädchen in den klassischen Jungenfächern – gibt es die überhaupt noch? – wie Natur­ wissenschaften und Mathematik von den Jungen eingeschüchtert sind und deswegen abgehängt werden. Dass sie sich in Anwesenheit von Jungs nicht trauen, nicht genug ermutigt werden und deswegen später weniger häufig Berufswege in diese Branchen einschlagen. In einem feministischen Revival schlägt nun Frau Löhrmann vor, an Experimentierstationen oder bei der Arbeit mit dem Computer Mädchen- und Jungen-Tische zu bilden, die unterschiedliche Aufgaben bearbeiten. In Fächern, in denen Jungen traditionell vorne seien, brächten sich Mädchen zum Teil nicht ein, ließen eher die Jungen machen und lernten es dann nicht selbst. Seltsam, dass das Prinzip, das zwischen guten und schlechten Schülern funktionieren soll, angeblich zwischen Jungen und Mädchen nicht klappen kann. Angesichts der Tatsache, dass nicht nur in Deutschland, sondern auch in zahlreichen anderen Ländern inzwischen Mädchen die Jungen in der Schule überholt haben, stellt sich die Frage nach der Notwendigkeit weiterer Mäd- chenförderung. Mädchen haben die besseren Schulabschlüsse, sie bleiben seltener sitzen, brechen weniger oft die Schule ab und studieren häufiger. Immerhin, auch für Jungen soll es Vorteile geben, zum Beispiel, wenn sie im Deutschunterricht und in den Sprachen von den Mädchen getrennt werden. Löhrmann hebt dabei explizit die Leseförderung hervor: „Da muss man eher zum Sachbuch oder zu den ,Wilden Kerlen‘ greifen statt zu ,Hanni und Nanni‘, damit Jungen Spaß am Lesen bekommen.“ 1 nach Ü10 5 10 15 20 25 30 35 geschlechterspezifisch: für die Geschlechter typisch, eigens darauf abzielend das Gender: Geschlecht als soziale Rolle, Frau bzw. Mann zu sein geschlechterstereotyp: der weit verbreiteten, starren Vorstellung von den Geschlechtern entsprechend reanimieren: wiederbeleben das Klischee (oft abwertend): überholte Vorstellung, Vorurteil feministisch, der Feminismus: Bewegung, die für Frauenrechte kämpft das Revival: das Wiederaufleben Die Wilden Kerle: Kinderbuchreihe, eigentlich Die Wilden Fußballkerle (von Joachim Masannek) Hanni und Nanni: eine (Mädchen-) Buchreihe der engli- schen Autorin Enid Blyton (1897–1968) 52 Verstehe! Ein Kommentar ist eigentlich nichts anderes als eine persönliche Stellungnahme! Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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