Vielfach Deutsch 4, Arbeitsheft

a) Lies die Kurzgeschichte Apotheke Vita Nova von Josef Reding. b) Mache dir für eine interpretierende Inhaltsangabe Notizen zu den folgenden Fragen. 1 Was erfährt man über die Vorgeschichte Munnichers? 2 Was will Munnicher in der Apotheke kaufen und warum? Beachte die Metapher „zertretene, weggeworfene Menschenpflanze“ (Z. 7). 3 Was gibt ihm der Apotheker und warum? 4 Wie reagiert Munnicher, als er das Mädchen sieht? 5 Was bedeutet der Name der Apotheke wörtlich? Was bedeutet er für Munnicher? 6 Worin besteht der Wendepunkt in diesem Text? Apotheke Vita Nova Es war ein abgegriffener Zettel, den Munnicher dem einarmigen Apotheker hinhielt. Munnicher trug das aus einem Notizbuch gerissene Blatt schon seit Wochen in der Jackentasche und hatte oft danach gegriffen. Ein paar Gifte standen darauf. Pflanzenschutzgifte, die Erwachsenen ohne Umstände verkauft werden. Munnicher wollte das Gift nicht für Pflanzen. Munnicher wollte es für sich, für die zertretene, weggeworfene Menschenpflanze Munnicher. Er war in diese abgelegene Apotheke gegangen, weil er in den kaltprächtigen Medikamentenpalästen aus Plastikmasse, Nickel und Neon seinen Wunsch nicht vorbringen mochte. „Eins davon“, sagte er. Der Apotheker schaute Munnicher vom zurückweichenden Haaransatz bis zum nachlässig gebundenen Schlips an. „Er merkt, dass ich aus dem Gefängnis komme“, dachte Munnicher. „Er sieht es an dieser ausgebleichten Haut, in der jede Pore drei Jahre lang nach Sonne geschrien hat. Aber heute Nacht kommt die Sonne ja“, dachte er. „Dann kommt die große Helle von innen.“ „Sind aber verschieden stark“, sagte der Apotheker. „Das stärkste“, verlangte Munnicher. Der Apotheker nickte und stieg auf eine Leiter. Bei jeder Stufe ruderte er mit dem rechten Arm durch die Luft. „Sieht komisch aus, wenn ein Einarmiger ’ne Leiter raufsteigt“, dachte Munnicher. Der Alte kramte in einigen Paketen. Munnicher fühlte sich beobachtet. Aber der Alte schaute nur auf seine Fläschchen und Schachteln. Da sah Munnicher das Mädchen hinter der Waage im angrenzenden Raum. Er sah es durch die geöffnete Tür. Er sah, wie es blaue Tütchen mit hellrotem Pulver füllte und abwog. Das Mädchen – „achtzehn ist es“, dachte Munnicher – ließ die Waage auszittern und tat nichts. Es schaute Munnicher an. Man erkennt von hier aus, dass es braune Augen hat; wieso erkennt man das von hier aus, fragte sich Munnicher betroffen. Er hob ein wenig die Hand und winkte. „Seh’ sicher aus wie ein Pinguin“, dachte er. Aber da hob das Mädchen das blaue Tütchen und winkte auch. Der Alte ruderte die Leiter wieder herunter. „Hier“, sagte er. „Mit vier Liter Wasser verdünnen.“ „Werd’s schon richtig machen“, sagte Munnicher. A M BIST 19, 27 Zentrale und detaillierte Informationen in Texten finden, Handlungsmotive erkennen Josef Reding (* 1929): deutscher Schriftsteller, lebt in Dortmund; sein literarisches Schaffen umfasst Jugendliteratur, Kurzgeschichten und Gedichte; Reding setzt sich darin oft mit sozialen Problemen auseinander 5 10 15 20 25 38 Inhaltsangabe und Interpretation 3 Wie bei einer Schularbeit … Solche Aufgaben können Teil einer Schularbeit sein. Beim Lösen darfst du dabei die Hilfsmittel Wörterbuch und Checkliste (Sprachbuch S. 81) verwenden. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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