Vielfach Deutsch 4, Schulbuch

a) Lies den Ausschnitt aus Als ich noch der Waldbauernbub war vom Anfang des 20. Jahrhunderts. b) Was überrascht Peter und Jochem so? Notiere die Antwort in ganzen Sätzen in deinem Heft. c) Um dich zu orientieren, suche die Region Semmering und die angegebenen Orte im Atlas. Der Ich-Erzähler Peter macht sich mit seinem Paten Jochem – wie zur damaligen Zeit üblich – zu Fuß auf den Weg nach Maria Schutz am Semmering. Ü2 M 1 1 AH DaZ 1 Erdbidn: Erdbeben Steirerwäglein: von Pferden gezogener offener Wagen Marktflecken: Gemeinde, Ort mit Marktrecht bass: sehr derlogen: gelogen Spital: Ort am Semmering Sich über ein Thema informieren Peter Rosegger (1843–1918) wurde vom Bergbauern- bub aus der Steiermark zu einem großen österreichi- schen Heimatdichter. Das Loch war schier so groß, dass darin ein Haus hätte stehen können, und gar mit Fleiß und Schick ausgemauert; und da ging eine Straße mit zwei eisernen Leisten daher und schnurgerade in den Berg hinein. Mein Pate stand lange schweigend da und schüttelte den Kopf; endlich murmelte er: „Jetzt stehen wir da. Das wird die neumodische Land­ straßen sein. Aber derlogen ist’s, dass sie da hineinfahren!“ Kalt wie Grabesluft wehte es aus dem Loch. Weiter hin gegen Spital in der Abendsonne stand an der eisernen Straße ein gemauertes Häuschen; davor ragte eine hohe Stange, auf dieser baumelten zwei blutrote Kugeln. Plötzlich rauschte es an der Stange, und eine der Kugeln ging wie von Geisterhand gezogen in die Höhe. Wir erschraken bass. Dass es hier mit rechten Dingen nicht zuginge, war leicht zu merken. Doch standen wir wie festgewurzelt. „Pate Jochem“, sagte ich leise, „hört Ihr nicht so ein Brummen in der Erde?“ „Ja freilich, Bub“, entgegnete er, „es donnert was! Es ist ein Erdbidn.“ Da tat er schon ein kläglich Stöhnen. Auf der eisernen Straße heran kam ein kohlschwarzes Wesen. Es schien anfangs stillzustehen, wurde aber immer größer und nahte mit mächtigem Schnauben und Pfustern und stieß aus dem Rachen gewaltigen Dampf aus. Und hinterher – „Kreuz Gottes!“, rief mein Pate, „da hängen ja ganze Häuser dran!“ Und wahrhaftig, wenn wir sonst gedacht hatten, an das Lokomotiv wären ein paar Steirerwäglein gespannt, auf denen die Reisenden sitzen konnten, so sahen wir nun einen ganzen Marktflecken mit vielen Fenstern heranrollen, und zu den Fenstern schauten lebendige Menschenköpfe heraus, und schrecklich schnell ging’s, und ein solches Brausen war, dass einem der Verstand stillstand. „Das bringt kein Herrgott mehr zum Stehen!“, fiel’s mir noch ein. Da hub der Pate die beiden Hände empor und rief mit verzweifelter Stimme: „Jessas, Jessas, jetzt fahren sie richtig ins Loch!“ Und schon war das Ungeheuer mit seinen hundert Rädern in der Tiefe; die Rückseite des letzten Wagens schrumpfte zusammen, nur ein Lichtlein davon sah man noch eine Weile, dann war alles verschwun- den, bloß der Boden dröhnte, und aus dem Loche stieg still und träge der Rauch. Aus: Peter Rosegger: Als ich noch der Waldbauernbub war. Reclam, Stuttgart 1992 (bearbeitet). 5 10 15 20 25 30 Hörbuch-Tipp: Peter Rosegger: Als ich noch der Waldbauernbub war. 2 CDs, gelesen von Wolf Euba. Langen Müller Verlag, München. 85 Exzerpieren und zusammenfassen Sprachbewusstsein Zuhören / Sprechen Schreiben 4 Lesen Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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