Vielfach Deutsch 3, Schülerbuch

Elsa will in der Schülerzeitung über die Bedingungen der Textilproduktion in Tiruppur berichten. Sie hat folgende Informationen recherchiert und die wichtigen Textstellen für ihren Bericht markiert. Lies selbst. Ü30 Anschauliche Hintergrundberichte planen Jetzt erfährst du, wie du selbst einen Hintergrundbericht mit Reportage-Elementen schreiben kannst. Die Merkmale von Reportagen findest du auf S. 130. Außerdem hat Elsa folgendes Interview gelesen. Reporter: Wer arbeitet in deiner Familie in der Textilindustrie? Kousalya L.: Meine Mutter und ich sind Näherinnen, meine kleine Schwester ist Helferin. Mein Vater und zwei meiner Brüder schneiden zu. Reporter: Wie lang arbeitet ihr? Kousalya L.: Wir haben einen freien Tag pro Woche, sonst arbeiten wir immer. Eigentlich sind es 8 Stunden pro Tag, aber manchmal, wenn es einen großen Au‹rag gibt, müssen wir Über- stunden machen. Vor allem wenn man mehrere Wochen lang Überstunden machen muss, ist das sehr anstrengend. Mein Bruder hat sich schon ö‹er an einer Maschine verletzt, weil er schon so müde war. Es gibt auch sehr wenig Pausen und Urlaub haben wir keinen. Reporter: Verstehe. Und der Lohn? Reicht das zum Leben? Kousalya L.: Weil wir alle zusammen wohnen, geht es sich aus. Wir haben ein kleines Haus gemietet, das ist teuer und wir leben deshalb sehr sparsam. Aber unsere Jobs sind nicht sicher. Wir haben keine Verträge und wissen nicht, wie es in ein paar Monaten aussieht. Eine Cousine von mir hat sich über die Arbeitsbedingungen beschwert und wurde rausgeschmissen. Aber wir müssen arbeiten! Reporter: Was wünschst du dir? Kousalya L.: Dass ich eine eigene Familie gründen kann und so viel verdiene, dass es uns gut geht. Meine Kinder sollen eine bessere Schulbildung bekommen als ich und dann ein besseres Leben haben. Ich selbst habe leider keine Aussicht auf einen besseren Job, weil ich keine gute Ausbil- dung habe. Ü31 5 10 15 20 139 Anschaulich und kritisch berichten Sprachbewusstsein Zuhören / Sprechen Schreiben 6 Lesen Für den Bericht sind die W-Fragen wichtig. Wer? Wo? Wie? … Organisationen, wie z. B. die Clean Clothes Kampagne, fordern einen existenzsichern- den Lohn, der ausreicht, die Grundbedürfnisse von sich selbst und seiner Familie zu befriedigen. Der Lohn soll angemessene Ernährung, Wohnverhältnisse, Bildung und medizinische Versorgung ermöglichen. Dabei handelt es sich um ein Menschenrecht: Jeder, der arbeitet, hat das Recht auf gerechte und be- friedigende Entlohnung, die ihm und seiner Familie eine der menschlichen Würde entsprechende Existenz sichert, gegebenenfalls ergänzt durch andere soziale Schutzmaß- nahmen. (Allgemeine Erklärung der Menschenrechte, Art. 23, par. 3) Die Clean Clothes Kampagne empfiehlt, auf Gütesiegel für soziale und ökologische Nach- haltigkeit in der Bekleidungs- branche zu achten. Tiruppur, Industriestadt in Südindien (Asien), ca. 444.000 Einwohner, ino·- ziell mehr. Die Textilindustrie ist einer der größten Arbeitgeber weltweit. In Asien beispiels- weise sind mehr als 15 Millionen Men- schen in dieser Branche beschä‹igt. Die internationalen Marken machen jedes Jahr Millionengewinne in einer boomen- den Branche, die auf der Ausbeutung der billigen Arbeitskra‹ von Millionen NäherInnen beruht, deren Löhne bei Weitem nicht zum Leben reichen. http://www.cleanclothes.at/de/existenzlohn/lohnzumleben/ (8. 7. 2017, gekürzt)

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