Vielfach Deutsch 3, Schülerbuch

Inhaltsangaben verfassen Sagen und Balladen können in Inhalt und Erzählweise sehr unterschiedlich sein. Oft haben sie auch das Übernatürliche und das Unheimliche zum Thema. Zwei Beispiele dafür lernst du jetzt kennen. Lies die folgende Sage und unterstreiche darin die Schlüsselwörter. Die Teufelsmühle amWienerberg In früherer Zeit lag außerhalb der Ringmauern von Wien viel unbebautes Land. Die Straßen lagen einsam; nur hie und da polterte ein Wagen daher und der Fuhrmann schimp‹e über die Gruben und Löcher, in denen sein Fuhrwerk o‹ stecken blieb. Manchmal ritt ein Bote von Wien nach der Neustadt. Sonst sah man niemanden auf den Straßen außerhalb der Stadt. Spaziergänger gab es damals nicht. An der einsamen Straße über dem Wienerberg stand vor Zeiten eine Mühle. Sie gehörte ehrlichen, guten Leuten. Als sie starben, kau‹e ein Raubritter namens Kilian von Drachenfels die Mühle am Wienerberg. Er ließ hie und da die Mühlräder laufen, damit die Leute glauben sollten, es wohne ein richtiger Müller da. Er machte auch ein Gasthaus in der Mühle auf; darin konnten die Fuhrleute und die Boten übernachten und der kaltblütige Kilian von Drachenfels konnte sie mit seinen Gefährten während der Nacht ausrauben und umbringen. Dieser Raubritter hatte eine herzensgute Frau. Sie bat ihn o‹, er solle mit seinem Räuberleben Schluss machen, er werde seine Schandtaten noch schwer büßen. Aber der Ritter lachte, wenn er seine Gattin so reden hörte. Da die gottesfürchtige Frau aber ihren Mann inniglich liebte, ließ sie nichts unversucht. Immer wieder wollte sie ihren Mann von dem schänd- lichen Treiben abbringen. Als sie einmal wieder davon sprach, packte ihn der Zorn und er rief: „Wenn du nicht bald au©örst mit dem Geschwätz, so werfe ich dich in den Brunnen!“ Und schon bald einmal, als die Frau wieder damit anng, schleppte er sie zum Mühlbrunnen und stieß sie hinunter. In diesem Augenblicke erzitterte die Erde, es tat sich ein riesiges Loch auf und der Ritter und alle seine Leute fuhren mit einem Schrei des Schreckens in die Tiefe. Von nun an stand die Mühle leer. Mit der Zeit stürzte das Dach ein, es regnete in die Zimmer, die Fußböden verfaulten und es wuchsen Disteln und anderes Unkraut in der Mühle. Es war aber keine einzige schöne Blume zu sehen und kein Vogel baute in der Nähe sein Nest. Aber weil man in manchen Nächten das Laufen der Mühlräder und die Stimmen vieler Menschen hören, aber nichts davon sehen konnte, erzählte man sich allerhand schauerliche Geschichten. Man glaubte, dass nun der Teufel in der Mühle wohne. Dieser soll den Raubritter Kilian und seine Knechte mit einer Peitsche bei der Arbeit antreiben. Ihr Stöhnen, Schreien und Jammern soll weit in die Nacht hinein hörbar gewesen sein. http://www.sagen.at/texte/sagen/oesterreich/wien/10_bezirk/teufelsmuehle.html (11. 5. 2017, bearbeitet) Ü35 5 10 15 20 25 30 35 40 114 Sagen und Balladen wiedergeben Sprachbewusstsein Zuhören / Sprechen Schreiben 5 Lesen

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