Vielfach Deutsch 2, Schulbuch

Sagen waren ursprünglich mündliche Erzählungen von meist erfundenen, fantastischen, ungewöhnlichen Ereignissen. Erst später wurden sie aufgeschrieben. Die Götter- und Heldensagen der alten Griechen und Römer sind eine Welt für sich, in der die Sagenhelden oft in den Einflussbereich zahlreicher Göttinnen und Götter geraten. Eine bekannte griechische Sage ist die von Dädalus und seinem Sohn Ikarus. Lies als Einstieg die Vorgeschichte. Im Palast des Kreterkönigs Minos gab es den Minotaurus, ein schreckliches Ungeheuer, halb Mensch, halb Stier. Minos ließ nun ein Labyrinth bauen, aus dem niemand je wieder den Weg hinausœnden konnte. Und in dieses Labyrinth trieb man den Minotaurus. Der Erbauer war der berühmte Erœnder, Baumeister und Künstler Dädalus. Lies jetzt den ersten Absatz der Haupthandlung von Dädalus und Ikarus . (1) Nachdem der berühmte Künstler Dädalus für Minos, den König von Kreta, ein Labyrinth gebaut hatte, ließ ihn dieser nicht mehr von seiner Insel wegziehen. Dädalus dachte lange über einen Ausweg nach, dann rief er endlich freudig aus: „Die Rettung ist gefunden; mag mich Minos auch hindern, seine Insel zu Schi“ zu verlassen, die Luš bleibt mir doch o“en. Durch die Luš will ich ¦iehen!“ Nach: Gustav Schwab: Die schönsten Sagen des klassischen Altertums. Arena, Würzburg 2008. Zwei Aussagen zum Text in Ü2 sind falsch. Kreuze sie an. Dädalus … A darf die Insel Kreta nicht verlassen. C findet den Weg nach Hause nicht mehr. B wird von Minos festgehalten. D will mit einem Schiff von Kreta fliehen. Lies nun die Fortsetzung der Sage. (2) Gesagt, getan. Er œng an, Vogelfedern von verschiedener Größe zu ordnen. Diese Federn verknüpše er mit Wachs und beugte sie mit kaum merklicher Krümmung, so dass sie ganz das Aussehen von Flügeln bekamen. (3) Dädalus hatte einen Sohn namens Ikarus. Der stand neben ihm und half mit seinen kind- lichen Händen. Bald gri“ er nach dem Geœeder, dessen Flaum vom Lušzug bewegt wurde, bald knetete er das gelbe Wachs mit Daumen und Zeigeœnger. Der Vater ließ es ohne Sorge geschehen und lächelte zu den unbeholfenen Bemühungen seines Kindes. (4) Nachdem er die Arbeit beendet hatte, passte sich Dädalus selbst die Flügel an den Leib und schwebte leicht wie ein Vogel empor. (5) Dann senkte er sich wieder zu Boden und belehrte Ikarus, für den er ein kleineres Flügelpaar gefertigt hatte: „Flieg immer, lieber Sohn, auf mittlerer Bahn. Denn wenn du den Flug zu sehr nach unten lenkst, streifen die Flügel ans Meerwasser und ziehen dich, von Feuchtigkeit beschwert, in die Tiefe. Wenn du aber zu hoch steigst, kommt dein Geœeder den Sonnenstrahlen zu nahe und fängt Feuer. Flieg einfach mir nach, zwischen Wasser und Sonne, so wie ich.“ Nach: Gustav Schwab: Die schönsten Sagen des klassischen Altertums. Arena, Würzburg 2008. Wichtig Ü2 Ü3 Ü4 Antike Sagen lesen und verstehen die Antike: das Altertum, die griechisch-römische Welt 71 Sagen nacherzählen Sprachbewusstsein Zuhören / Sprechen Schreiben 4 Lesen Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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