Mathematik verstehen 8, Schulbuch

115 7. 2 Di fferent ialgleichungen 7. 2 Differentialgleichungen Lineares und exponentielles Wachsen bzw. Abnehmen Manche Prozesse lassen sich auch mit Hilfe von Ableitungen beschreiben. Zum Beispiel: Lineares Wachsen (Abnehmen): P(t) = k · t + d w ​ P’​(t) = k Exponentielles Wachsen (Abnehmen): P(t) = c · e​ ​ kt ​ w ​ P’​(t) = c · k · e​ ​ kt ​= k · c · e​ ​ kt ​= k · P(t) Lineares Wachsen (Abnehmen) lässt sich also durch die „Differentialgleichung“ P​ ’​(t) = k mit der „Anfangsbedingung“ P(0) = d beschreiben (Wachsen für k > 0, Abnehmen für k < 0). Exponentiel- les Wachsen (Abnehmen) lässt sich durch die „Differentialgleichung“ P’(t) = k · P(t) mit der „An- fangsbedingung“ P(0) = c (Wachsen für k > 0, Abnehmen für k < 0). Allgemein versteht man unter einer Differentialgleichung für eine Funktion f: x ¦ f(x) eine Glei- chung, in der (erste oder höhere) Ableitungen von f auftreten. Jede Funktion f, für die die vorge- gebene Differentialgleichung gilt, nennt man eine Lösungsfunktion oder kurz Lösung der Diffe- rentialgleichung. Durch Angabe geeigneter Anfangsbedingungen lassen sich spezielle Funktio- nen aus der Menge aller Lösungen auswählen. Beachte : Die Lösungen einer Differentialgleichung sind keine Zahlen, sondern Funktionen. Anhand der obigen Überlegungen zum linearen und exponentiellen Wachsen sieht man: ƒƒ Eine lineare Funktion f mit f(x) = k · x + d genügt der Differentialgleichung f’(x) = k (mit k * ℝ ). ƒƒ Eine Exponentialfunktion f mit f(x) = c · e​ ​ kx ​ genügt der Differentialgleichung f’(x) = k · f(x) (mit k * ℝ ). Sofern f in einem Intervall definiert und differenzierbar ist, sind die genannten linearen bzw. ex- ponentiellen Funktionen sogar die einzigen Lösungen der jeweiligen Differentialgleichung. Dies wird in dem folgenden Satz bewiesen. Satz Für eine in einem Intervall definierte, differenzierbare Funktion f gilt: (1) f’(x) = k É f(x) = k · x + d (k, d * ℝ ) (2) f’(x) = k · f(x) É f(x) = c · e​ ​ k · x ​(k, c * ℝ ) Beweis : Jede der beiden Behauptungen ist eine Äquivalenz und muss daher in beiden Richtun- gen bewiesen werden. (1)  Es gilt: f(x) = k · x + d w f’(x) = k .  Es gilt: f’(x) = k w f(x) = ​ : ​​ f’(x)​dx = ​ : ​​ k​dx = k · x + d (2)  Es gilt: f(x) = c · ​e​ kx ​ w f’(x) = c · k · e​ ​ kx ​= k · c · e​ ​ kx ​= k · f(x)  Wir zeigen jetzt, dass auch umgekehrt gilt: f’(x) = k · f(x) w f(x) = c · ​e​ k · x ​. Dazu betrachten wir die Funktion g mit g(x) = f(x) · ​e​ – kx ​und berechnen deren Ableitung: g’(x) = f’(x) · ​e​ – kx ​+ f(x) · (– k) · e​ ​ – kx ​= [f’(x) – k · f(x)] · e​ ​ – kx ​ Da laut Voraussetzung f’(x) – k · f(x) = 0 gilt, folgt daraus: g’(x) = 0. Da g wie f in einem Intervall definiert ist, muss g eine konstante Funktion sein: g(x) = f(x) · e​ ​ – kx ​= c (mit c * ℝ ) Daraus folgt: f(x) = c · ​e​ kx ​.  L kompakt Seite 118 Nur zu P üfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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