Mathematik verstehen 8, Schulbuch

113 7.1 Di fferenzengleichungen Beispiel 2: Exponentielles Wachsen Es ist ​P​ n ​die Größe einer exponentiell wachsenden Population zum Zeitpunkt n (n in Jahren). Zu Beginn ist die Populations- größe gleich c, pro Jahr wächst sie mit dem konstanten Faktor a > 1. Rekursive Darstellung: ​P​ 0 ​= c und ​P​ n + 1 ​= ​P​ n ​· a für n = 0, 1, 2, … Termdarstellung: ​P​ n ​= c · ​a​ n ​ für n * ℕ 7. 02 Für das Wachstum der Population im Beispiel 2 gelte: c = 1 000 und a = 1,2. Berechne P​ ​ n ​für n = 0, 1, 2, 3 a) mit Hilfe der rekursiven Darstellung, b) mit Hilfe der Termdarstellung! Lösung: Rekursive Darstellung: Termdarstellung: ​P​ 0 ​= 1 000 ​P​ 0 ​= 1 000 ​P​ 1 ​= ​P​ 0 ​· 1,2 = 1 000 · 1,2 = 1 200 ​P​ 1 ​= 1 000 · 1,​2​ 1 ​= 1 200 ​P​ 2 ​= ​P​ 1 ​· 1,2 = 1 200 · 1,2 = 1 440 ​P​ 2 ​= 1 000 · 1,​2​ 2 ​= 1 440 ​P​ 3 ​= ​P​ 2 ​· 1,2 = 1 440 · 1,2 = 1728 P​ ​ 3 ​= 1 000 · 1,​2​ 3 ​= 1728 Beispiel 3: Medikamentengabe Ein Patient erhält jeden Tag, beginnend mit dem Tag 0, zur selben Uhrzeit eine Injektion. Dadurch erhöht sich die Masse des Wirkstoffs in seinem Blut stets um q mg. Von einer Injektion bis zur nächsten werden jedoch jeweils p% der anfänglich im Blut vorhandenen Wirkstoffmasse abge - baut. Mit ​m​ n ​bezeichnen wir die im Blut vorhandene Wirkstoffmasse am Tag n unmittelbar nach der Injektion. Eine rekursive Darstellung für die Wirkstoffmasse m​ ​ n ​im Blut sieht so aus: ​ m​ 0 ​= q und ​ m​ n + 1 ​= ​ 2 1 – ​ p _ 100 ​ 3 ​· ​m​ n ​+ q für n = 0, 1, 2, … Eine Termdarstellung ist in diesem Beispiel schwierig zu finden. Wir verzichten hier darauf. 7. 03 Berechne im Beispiel 3 die Wirkstoffmassen m​ ​ n ​im Blut für n = 0, 1, 2, 3 mit p = 70 und q = 200! Lösung: ​m​ 0 ​= 200 (mg) ​m​ 1 ​= 0,3 · ​m​ 0 ​+ 200 = 0,3 · 200 + 200 = 260 (mg) ​m​ 2 ​= 0,3 · ​m​ 1 ​+ 200 = 0,3 · 260 + 200 = 278 (mg) ​m​ 3 ​= 0,3 · ​m​ 2 ​+ 200 = 0,3 · 278 + 200 = 283,4 (mg) Allgemein besteht eine rekursive Darstellung einer Folge (​x​ 0 ​, ​x​ 1 ​, ​x​ 2 ​, …) wie in den Beispielen 1, 2 und 3 aus einer Anfangsbedingung ​x​ 0 ​= m und einer Rekursionsgleichung ​x​ n + 1 ​= f(​x​ n ​) . Die Anfangsbedingung legt das erste Glied der Folge fest, mit Hilfe der Rekursionsgleichung kann man zu jedem Glied ​x​ n ​ das nächste Glied ​x​ n + 1 ​ berechnen. Die Folge (​x​ 0 ​, ​x​ 1 ​, ​x​ 2 ​, …) bezeichnet man als Lösung dieser Rekursionsgleichung mit der gegebenen Anfangsbedingung . Bemerkung:  Eine Gleichung der Form ​ x​ n + 1 ​= f(​x​ n ​) heißt Rekursionsgleichung.  Eine Gleichung der Form ​ x​ n + 1 ​– ​x​ n ​= f(​x​ n ​) heißt Differenzengleichung . Diese beiden Begriffe werden jedoch meist synonym gebraucht, weil man beide Gleichungen ineinander umformen kann: ​x​ n + 1 ​= f(​x​ n ​) w ​x​ n + 1 ​– ​x​ n ​= f(​x​ n ​) – ​x​ n ​= g(​x​ n ​) bzw. ​x​ n + 1 ​– ​x​ n ​= g(​x​ n ​) w ​x​ n + 1 ​= g(​x​ n ​) + ​x​ n ​= f(​x​ n ​) c 1 2 3 4 5 6 n (in Jahren) 0 P n P 0 P 1 P 2 P 3 P 4 kompakt Seite 118 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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