sprachreif HUM 4/5, Schulbuch

2  80 Conrad Ferdinand Meyer (1825–1898): Zwei Segel (1882) Zwei Segel erhellend Die tiefblaue Bucht! Zwei Segel sich schwellend Zu ruhiger Flucht! Wie eins in den Winden Sich wölbt und bewegt, Wird auch das Empfinden Des andern erregt. Begehrt eins zu hasten, Das andre geht schnell, Verlangt eins zu rasten, Ruht auch sein Gesell. QUELLE: https://www.projektgutenberg.org/cfmeyer/gedichte/chap003.html; (abgerufen am 24.03.2020) Nennen Sie inhaltliche und sprachliche Merkmale der Literatur des Realismus und die in dieser Epoche vorherrschenden literarischen Gattungen. Sehen Sie sich die beiden Online-Portale MIMIKAMA (https://www.mimikama.at ) und HOAXmap (https://hoaxmap.org/) an. Diskutieren Sie in der Gruppe, ob Faktenchecker wie diese hilfreiche Instrumente zum Beurteilen von Falschmeldungen im Internet sind. Lesen Sie Die Geschichte von den schwarzen Buben aus dem 1844 erschienenen Kinderbuch Der Struwwelpeter . Beurteilen Sie, inwiefern es sich bei dem Text um rassistische Sprache handelt. Der österreichischen Kinderbuchautorin Christine Nöstlinger (1936–2018) zufolge sei nicht das Wort „Mohr“ rassistisch, sondern die Geschichte an sich, weil sie erkläre, dass Weiße die besseren Men- schen seien. 1 1 QUELLE: https://diepresse.com/home/kultur/literatur/1582731/Noestlinger_KeinvernuenftigerMenschsagtheuteNeger; (abgerufen am 22.05.2019) Heinrich Hoffmann (1809–1894): Der Struwwelpeter (1844), Die Geschichte von den schwarzen Buben Es ging spazieren vor dem Tor Ein kohlpechrabenschwarzer Mohr. Die Sonne schien ihm aufs Gehirn, Da nahm er seinen Sonnenschirm. Da kam der Ludwig hergerannt Und trug sein Fähnchen in der Hand. Der Kaspar kam mit schnellem Schritt Und brachte seine Bretzel mit; Und auch der Wilhelm war nicht steif Und brachte seinen runden Reif. Die schrie’n und lachten alle drei, Als dort das Mohrchen ging vorbei, Weil es so schwarz wie Tinte sei! Da kam der große Nikolas Mit seinem großen Tintenfaß. Der sprach: „Ihr Kinder, hört mir zu Und laßt den Mohren hübsch in Ruh’! Was kann denn dieser Mohr dafür, Daß er so weiß nicht ist, wie ihr?“ Die Buben aber folgten nicht Und lachten ihm ins Angesicht Und lachten ärger als zuvor Über den armen schwarzen Mohr. Der Niklas wurde bös und wild, Du siehst es hier auf diesem Bild! Er packte gleich die Buben fest, Beim Arm, beim Kopf, bei Rock und West’, Den Wilhelm und den Ludewig, Den Kaspar auch, der wehrte sich. Er tunkt sie in die Tinte tief, Wie auch der Kaspar: Feuer! rief. Bis übern Kopf ins Tintenfaß Tunkt sie der große Nikolas. Du siehst sie hier, wie schwarz sie sind, Viel schwärzer als das Mohrenkind! Der Mohr voraus im Sonnenschein, Die Tintenbuben hinterdrein; Und hätten sie nicht so gelacht, Hätt’ Niklas sie nicht schwarz gemacht. QUELLE: Hoffmann, Heinrich: Der Struwwelpeter. Köln: Schwager & Steinlein 2014. 5  6  C Ó C 7  2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 38 2 4 6 8 10 12 Reflexion Medien Sprach- reflexion Reflexion Literatur Nur zu Prüfzweck n – Eigentum des Verlags öbv

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