sprachreif HUM 4/5, Schulbuch

44 Eine Textanalyse schreiben Wie ist ein Text aufgebaut? Wie ist er sprachlich gestaltet? Mit welcher Absicht wurde er geschrieben? Mit Fragen wie diesen beschäftigen Sie sich im Rahmen der Maturatext­ sorte Textanalyse. In der HLFS haben Sie bereits Textanaly- sen verfasst. Möglicherweise ist Ihnen diese Textsorte auch in der HUM bereits begegnet. Auf den folgenden Seiten erarbeiten Sie die Textsorte Schritt für Schritt bzw. können diese festigen. Bevor die eigentliche Textanalyse beginnen kann, ist ein genaues Lesen des oder der Ausgangstexte eine wichtige Voraussetzung. Besprechen Sie mit Ihrer Partnerin bzw. Ihrem Partner, welche Strategien der Texterschließung Ihnen zur Verfügung stehen. Lesen Sie den in der Peiner Allgemeinen Zeitung erschienenen Gastkommentar Weshalb sollen wir noch lesen? des Literaturkritikers Denis Scheck genau und wenden Sie verschiedene Strategien der Text- erschließung an. A11  B A12  Merkenswert: Die Textanalyse • • untersucht inhaltliche, formale und sprachliche Aspekte bzw. Auffälligkeiten von Sachtexten. • • ist objektiv-sachlich, also im Unterschied zu der Textinter­ pretation nicht wertend oder deutend. Weshalb sollen wir noch lesen? Von Denis Scheck | 15.03.2016 Lesen lässt uns in fremde Welten eintauchen. Lesen verwandelt die Welt. Obgleich Literatur in der Ödnis des Alltags willkommene Zuflucht bietet, ist die Zahl der Leser seit langem rückläufig. Ein Befund, auf den der Literaturkritiker Denis Scheck mit „Ekel und Widerwillen“ reagiert. Oft werde ich gefragt, was man lesen soll. Nie, warum man lesen soll. Die Frage beantwortet sich im Land der Dichter und Denker offenbar von selbst. Mein Verdacht ist: Es geht mir mit den Menschen, die ich treffe, so wie Profiköchen mit ihren Gästen. Die Heldinnen und Helden am Herd werden auch immer nur nach Rezepten, exotischen Zu- taten und Bezugsquellen gefragt und bekommen selten ins Gesicht gesagt, dass ihr Gegenüber ei- ner jener Durchschnittsdeutschen ist, die ihre Küchen lediglich für Erwärmungsprozesse nut- zen, jährlich pro Kopf sage und schreibe rund 90 Tiefkühlpizzen vertilgen und dabei wie zum Hohn offenbar unentwegt Kochsendungen se- hen – vom Nachvollzug des darin Vorgestellen freilich noch weiter entfernt als Pornokonsu- menten von Sex. Gut ein Drittel der deutschen Gesellschaft beant- wortet die Frage nach dem Lesen mit einem kla- ren und entschiedenen Nein. Rund 35 Millionen Menschen hierzulande lesen gar nicht oder schlagen seltener als einmal im Monat ein Buch auf. Alarmierend ist, dass die Zahl der radikalen Nichtleser in den letzten fünf Jahren um gut 10 Prozent auf über 16 Millionen gestiegen ist, wäh- rend im selben Zeitraum das Häuflein der mehr- mals in der Woche zu einem Buch Greifenden um fast zwei Millionen auf rund 12,5 Millionen zusammenschmolz. Viel verkauft, wenig gelesen Wir Leser werden weniger. Das ist eine Melan- cholie auslösende Diagnose. Mich vermögen darüber weder die Erfolgsmeldungen des Bör- senvereins des Deutschen Buchhandels zu trös- 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 Schreiben 2  Nur zu Prüfzwecken – Eige tum des Verlags öbv

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