sprachreif HUM 4/5, Schulbuch

31 schön catchy , so on point . Und sie werden gerade in digitalen Umfeldern gern genutzt, wie die User unserer Community natürlich wissen. Der Begriff Crowdfunding zum Beispiel lässt sich auf Deutsch mit „Gruppenfinanzierung“ oder „Schwarmfinanzierung“ übersetzen. Dass er aber seinen Ursprung nicht nur im englischspra- chigen, sondern auch im digitalen Raum hat, geht bei der deutschen Übersetzung verloren: „Gruppenfinanzierung“ klingt nach ältlichem Provinzverein, Crowdfunding nach energeti- schem Start-up. Crowdfunding wurde 2012 zum „Anglizismus des Jahres“ gewählt. Selfies, Scoops und Social Freezing Seit 2010 bemüht sich Anatol Stefanowitsch, Professor für englische Sprachwissenschaft an der Freien Universität Berlin, um die Förderung eines positiven Blicks auf Anglizismen, indem er zur Wahl des „Anglizismus des Jahres“ aufruft. Diese Auszeichnung begreift Lehnwörter 1 nicht als sprachliche Mängel, sondern imGegenteil als Bereicherung unserer Sprache. Gewählt wird je- weils ein Lehnwort, das „im laufenden Jahr ins Bewusstsein und den Sprachgebrauch einer brei- ten Öffentlichkeit gelangt ist und eine interessan- te Lücke im deutschen Wortschatz füllt.“ Vorschläge einreichen kann jeder, die Auswahl erfolgt durch eine Fachjury von Sprachwissen- schaftlern. Über die laufenden Einreichungen (die aktuelle Nominierungsrunde endet am 15. Dezember 2014) informiert ein Blog. Ganz vorn dabei ist momentan das Selfie, überhaupt sind Begriffe aus der Welt der sozialen Medien über- proportional vertreten, ähnlich sieht es im Be- reich neuer Technologien aus. Bedeuten also me- diale Digitalisierung und technologische Evolution gewissermaßen als Lehnwort-Schleu- sen eine Bedrohung der deutschen Sprache? P r o f e s s o r Stefanowitsch kann beruhi- gen: „Lehn- wörter finden wi r imme r dort, wo es Veränderun- gen g ibt – neue Techno- l og i en und neue gesell- s c h a f t l i c h e P r a k t i k e n müssen be- nannt werden, u n d we n n eine wichtige Bezugskultur schon Wörter hat, werden die ein- fach übernommen. Durch Entlehnung sind Sprachen in der Lage, sich aktuellen Entwicklun- gen anzupassen und für die Sprachgemeinschaft nützlich zu bleiben. Und nur wenn eine Sprache nicht mehr nützlich ist, läuft sie Gefahr, zu ver- schwinden.“ Keine Gefahr also. Und für Gegner der Anglizis- menflut in den „neuen“ Medien gäbe es folgen- den Lösungsvorschlag: Sie müssten nur dafür sorgen, dass Neuentwicklungen statt aus dem englischsprachigen aus dem deutschen Raum kommen. Immerhin haben übrigens auch die „traditionellen Medien“, wie es das Blog formu- liert, einen Kandidaten für den Preis 2014 her- vorgebracht: Hoodiejournalismus . Wie ist Ihre Haltung zu Lehnwörtern aus dem Englischen? Welche nutzen Sie selbst, welche be- grüßen Sie, welche finden Sie unsinnig? Welches wäre Ihr Favorit für den „Anglizismus des Jahres“? QUELLE: http://www.zeit.de/community/201411/anglizismusdigitalisierung ; (abgerufen am 17.08.2017) 1 Wort, das aus einer anderen Sprache übernommen wurde 26 28 30 32 34 36 38 40 42 44 46 48 50 52 54 56 58 60 62 64 66 68 70 72 74 76 78 80 82 84 86 88 90 92 94 96 98 Hätte Fritz Lang „Metropolis“ nicht als Stummfilm inszeniert, hätte er möglicherweise Wort­ neuschöpfungen und Lehnwörter gebraucht, um seine Zukunftsvi­ sionen zu beschreiben. Nehmen Sie Ihre Liste aus A46 zur Hand und besprechen Sie sie mit Ihrer Partnerin bzw. Ihrem Partner. Ergänzen Sie diese, wenn nötig. A47  B Reflexion Medien Nur zu Prüfzwecken – Eigen tum des Verlags öbv

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