sprachreif HUM 4/5, Schulbuch

11 Sie können auch eine geschlechtsspezifische Umfrage zum Thema in Ihrer Klasse oder in Ihrer Schule veranstalten. Wie bzw. inwiefern sehen die männlichen Mitschüler, Lehrer, Schulwarte oder auch ein Herr Direktor diese „Übersetzungsfehler“ anders als weibliche Mitglieder der Schulge- meinschaft? Ebenso können Sie den „Google-Sexismus“ auch zuhause mit Ihren Eltern oder Ge- schwistern oder anderen Personen besprechen. Tipp Über geschlechtsneutrale Sprache reflektieren Lesen Sie den Artikel Weder er noch sie: Schwedens geschlechtsneutrales Pronomen „hen“ und diskutie- ren Sie anschließend in Vierergruppen darüber. Versuchen Sie dann, sich ein Äquivalent für das schwedische neutrale Pronomen „hen“ im Deutschen zu überlegen (also weder ein maskulines noch ein feminines noch ein neutrales Pronomen) und belegen Sie, wie Sie darauf gekommen sind. Präsentieren Sie anschließend Ihre Ergebnisse im Plenum. C A12  Weder er noch sie: Schwedens geschlechtsneutrales Pronomen „hen“ KOPF DES TAGES von Noura Maan | 06.03.2016 Die Mischform kann verwendet werden, wenn das Geschlecht irrelevant oder unbekannt ist – und wenn Personen keinem Geschlecht zugeordnet werden wollen oder können. Ist Kivi nun ein Bub oder ein Mädchen? Das war die bren- nende Frage, als 2012 in Schwe- den das Kinderbuch Kivi und der Monsterhund von Jesper Lundqvist erschien. Der Autor hatte die Hauptfigur mit dem Pronomen „hen“ bezeichnet: ei- ner Mischform aus „han“ (er) und „hon“ (sie), die verwendet werden kann, wenn das Ge- schlecht irrelevant oder un­ bekannt ist – aber auch wenn Personen keinem Geschlecht zugeordnet werden wollen oder können. […] Die Inspiration kam aus dem Finnischen, wo – wie in einigen anderen Spra- chen – bei den Pronomen kein Unterschied zwischen männ- lich und weiblich gemacht wird. […] Um die Jahrtausendwende wurde es dann vor allem von queer-feministischen Kreisen aufgegriffen, um die binäre 1 Ge- schlechterordnung infrage zu stellen. Für große Aufregung sorgte das Pronomen aber durch Lundqvist, der mit der Verwendung in seinem Kinder- buch den Anstoß für eine 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 Merkenswert: Tatsächlich kommen mehr als die Hälfte aller Sprachen dieser Welt ohne Genus, also ohne grammatikalisches Geschlecht, aus. Das bedeutet, dass diese Sprachen, zu denen u. a. Türkisch, Vietnamesisch, Baskisch, Thai, Koreanisch, Japanisch, Finnisch oder auch Ungarisch gehören, geschlechtergerecht konzipiert sind und so weder Femininum, Neutrum und/oder Maskulinum „diskriminieren“ (= unter- scheiden). Aber natürlich sind dennoch vorurteilsbehaftete Denkmuster vorhanden. 24 26 28 30 Lesen Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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