sprachreif HUM 3, Schulbuch

171 Auf dem Weg zur Matura Thema: „Ist die Feminismusdebatte langweilig geworden?“ Verfassen Sie eine Textanalyse . Situation : Sie sollen als Vorbereitung auf einen runden Tisch einen Beitrag zur Aktualität der Feminis- musdebatte verfassen. Lesen Sie Ronja von Rönnes Artikel Warum mich der Feminismus anekelt , verfassen Sie nun die Textanalyse und bearbeiten Sie dabei folgende Arbeitsaufträge : •• Fassen Sie die grundlegenden Informationen des Artikels zusammen. •• Untersuchen Sie sprachliche Auffälligkeiten des Textes. •• Erläutern Sie die mögliche Textintention Ronja von Rönnes. Schreiben Sie zwischen 405 und 495 Wörter. Markieren Sie Absätze mittels Leerzeilen. 4  Warum mich der Feminismus anekelt Ronja von Rönne | 08.04.2015 Die Feminismusdebatte ist langweilig geworden. Wir wollen das mit Radikalpositionen verändern. In Teil 2 unserer Serie sagt Ronja von Rönne, warum der Feminismus sich selbst abschafft. Ich bin keine Feministin, ich bin Egoistin. Ich weiß nicht, ob „man“ im Jahr 2015 in Deutsch- land den Feminismus braucht, ich brauche ihn nicht. Er ekelt mich eher an. Feminismus klingt für mich ähnlich antiquiert wie das Wort Bandsalat. Ich habe einfach selbst noch nie erlebt, dass Frausein ein Nachteil ist. In einem Land, in dem der mächtigste Mensch eine Vagina hat, wird „Frauenquote“ für mich immer ein bisschen nach Vorteilsbeschaffung riechen. Das Gendern der Sprache finde ich ausgesprochen hässlich. Wenn Firmen ihre Produkte mit nackten Frauen bewerben, halte ich das für gerechtfertigt, offen- sichtlich gibt es ja den Markt dazu. Ich finde den Hashtag #aufschrei albern. „Ein Mann sagte mir, ich könnte gut ein Dirndl ausfüllen“ halte ich für einen etwas mageren Plot für ein ganzes Buch. Ich möchte lieber keine Feministin sein. „Aber du musst doch mal an die anderen den- ken!“, flötet mir der Feminismus zu. „All die al- leinerziehenden Mütter, all die Frauen, die im- mer noch unterbezahlt werden.“ Das irritiert mich. Früher hat sich der Feminismus doch durchgesetzt, weil die Frauen, die mürrisch auf die Straße gingen, selbst betroffen waren. Sie kämpften nicht für eine obskure dritte Instanz, sondern für sich selbst. Mittlerweile ist der Femi- nismus eine Charityaktion für unterprivilegierte Frauen geworden, nur noch Symptom einer Em- pörungskultur, die sich fester an die Idee der Gleichheit klammert als jedes kommunistische Regime. Gleichheit und Gerechtigkeit ist für den Femi- nismus ein Fünfzig-Prozent-Frauenanteil, außer bei Scheißjobs. Wenn insgesamt mehr Männer als Frauen mit Buchpreisen ausgezeichnet wer- den, ist mir das völlig egal. Mir ist mein Glück wichtig. Dafür kämpfe ich. Nicht für die Plan- wirtschaft einer Fünfzig-Prozent-Ideologie. Netzfeminismus: die gestörte Tochter des Birkenstock-Feminismus Ich kenne viele erfolgreiche Frauen. Keine von ihnen ist Feministin, weil sich keine von ihnen je in einer Opferposition gesehen hat. Die Feminis- 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 38 40 42 44 Schreiben Kompetenz- check Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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