sprachreif HUM 3, Schulbuch

166 bereichern.“ Aber dafür müssten die Leute raus- gehen können und anderen Menschen begeg- nen, sich unters Volk mischen. Was das angeht, hat sie selbst viel Glück gehabt. Wenn man sie so sieht in ihrer Schöneberger WG, kann man sie sich nicht „integrierter“ vorstellen, auch wenn sie mit ihnen (noch) Englisch spricht. „Westliche Werte? Gelten die Menschenrechte nicht überall?“, fragt Abbas Und doch sei es nicht einfach, Hals über Kopf in eine ganz andere Kultur zu springen, sagt sie. Die Prägungen, zum Beispiel durch den starken Sexismus, der in der arabischen Welt herrsche, legten die Menschen nicht an der Grenze ab. „Aber ich finde es merkwürdig, dass dann im- mer von ‚westlichen Werten‘ gesprochen wird“, entrüstet sie sich. „Gelten denn die Menschen- rechte, die Rechte der Frauen nicht für alle glei- chermaßen?“ Diese Probleme einfach „auswei- sen“ zu wollen, findet sie egoistisch. Stattdessen sollte jeder Mensch eine Chance als lernfähiges Individuum bekommen. Generalisierungen sei- en unfair. „Es ist schmerzhaft zu sehen, wie die Menschen in der U-Bahn arabisch aussehende Männer beäugen, wie sie sie meiden.“ Die Begegnung auf Augenhöhe, von Mensch zu Mensch, die betont Rasha Abbas immer wieder. Sie sei entscheidend für Integration. Dass sich dabei beide Seiten nicht allzu ernst nehmen, setzt sie voraus. In diesem Sinn erteilt sie in ih- rem Buch auch Verbesserungsvorschläge für die Texte, die in Integrationskursen gelesen werden. Aus arabischer Sicht fehle den Geschichten der Kick. Vielleicht könnte man ja noch ein paar Schwiegermutter-Intrigen einbauen inklusive Voodoo-Zaubereien? Mit ihrer Komik will sie keine politische Bot- schaft vermitteln. Auch nicht, wenn sie sich auf ihrem arabischsprachigen Blog über den „Isla- mischen Staat“ lustig macht, indem sie „Be- nimmregeln fürs Händeabschlagen“ auflistet oder „sieben Wege darlegt, die Ehefrau zur Stre- cke zu bringen“. Doch ihre Texte fordern zum Lachen heraus, vor allem über sich selbst. Auch eine Form von Provokation. 1 Lageso: Landesamt für Gesundheit und Soziales in Berlin QUELLE: http://www.tagesspiegel.de/kultur/autorin-rasha-abbas-kam-aus-syrien-nach-berlin-kurzgeschichten-ueber-die-seltsamen-deutschen/13492210. html ; (abgerufen am 30.05.2016) 106 108 110 112 114 116 118 120 122 124 126 128 130 132 134 136 138 140 142 144 146 148 Zwischenstopp Sie sollten nun folgende Teilkompetenzen erworben haben: • mit Texten zum Thema Interkulturalität umgehen können • die Bedeutung von Interkulturalität in unserer Gesellschaft und der Literatur beschreiben können Was beeinflusst unsere Sprache? Nachdem Sie in Kapitel 3 einige Sprachvarietäten kennengelernt haben, ist Ihnen sicher klar gewor- den, dass Ihre Sprache vielen Einflüssen unterliegt. Jeder einzelne Faktor verändert, wie wir alle sprechen, was wir sagen und wie wir kommunizieren. Sich diese Faktoren bewusst zu machen, kann es Ihnen erleichtern, Ihre eigene Sprache positiv zu beeinflussen und bewusster zu gebrauchen. Betrachten Sie die Grafik auf der nächsten Seite. In einer mit 1000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern durchgeführten Befragung wurden die folgenden Antworten am häufigsten gegeben, wenn es um Faktoren mit Einfluss auf unsere Sprache ging. Beantworten Sie dazu diese Fragen und überlegen Sie außerdem, inwiefern sich tatsächlich feststellen lässt, wie groß oder klein der Einfluss einzelner Faktoren auf Sprache ist: •• Welche Faktoren werden als besonders einflussreich empfunden? •• Hätten Sie dieselben Faktoren genannt? Fallen Ihnen weitere Faktoren ein? •• Inwiefern beeinflussen Ihrer Meinung nach technische Entwicklungen die Sprache? A42  Reflexion Medien Sprach- reflexion 5  Nur z Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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