sprachreif HUM 3, Schulbuch

12 uns Menschen. Außerdem „arbeitet“ man auch im Schlaf in gewisser Weise. Man befindet sich nur in einem anderen Bewusstseinszustand. Was geschieht denn im Schlaf? Der Körper ruht sich aus von den Strapazen des Tages. Träume sind ebenfalls wichtig: Durch sie verarbeitet das Gehirn den Tagesablauf. Es wirft quasi einen Blick zurück auf die Ereignisse des Tages und versucht, neue Lösungen für Pro­ bleme zu finden. Das Gehirn ist nachts also eif­ rig mit der Verarbeitung dessen beschäftigt, was im wachen Leben vor sich geht. Wenn das nicht ausreichend geschieht, wird man müde – sowohl psychisch als auch physisch. Schlaf ist also ein sehr wichtiger Beitrag zu unserer Gesundheit, sowohl nachts als auch tagsüber. Sie schreiben, dass Sie ein Fan von einem Nickerchen zwischendurch sind … Stimmt. Egal ob ein kurzes Dösen von wenigen Minuten oder ein Schläfchen von zwanzig bis dreißig Minuten oder sogar anderthalb Stunden: Untersuchungen haben gezeigt, dass es immer gut ist, tagsüber dem Schlafbedürfnis für kurze Zeit nachzugeben. Leider ignorieren viele Leute diese Art von Impulsen. Sie hören nicht auf ihren Körper, sondern werden stark von äußeren Fak­ toren getrieben. Wir sollten also mitten am Tag schlafen? Auch beim Arbeiten? Keine schlechte Idee. Manche Firmen bieten ih­ rem Personal bereits die Möglichkeit, tagsüber kurz die Augen zuzumachen. Google beispiels­ weise hat die berühmten „ nap pads “, speziell entworfene Liegestühle mit einer kugelförmigen Haube, in die man sich kurz zurückziehen kann. In südlichen Ländern kennt man die Siesta. Wer befürchtet, sich nach dem Nickerchen benom­ men zu fühlen, sollte kurz vor dem Hinlegen eine Tasse Kaffee trinken. Die Wirkung des Kaf­ fees setzt nach 20 Minuten ein – genau in dem Moment, in demman erfrischt die Augen wieder öffnet. Sie stellen auch fest, dass viele Kinder zu wenig schlafen. Kinder brauchen mehr Schlaf und haben ohne­ hin ein anderes Schlafverhalten als Erwachsene. Nach ihrem Biorhythmus würden sie morgens eigentlich erst gegen halb neun aufwachen, ob­ wohl sie zu dem Zeitpunkt meistens bereits in der Schule sitzen. Um sieben Uhr aufzustehen ist für sie etwa so, als müssten wir um fünf Uhr morgens aus den Federn. Es ist nicht angenehm, so früh in der Schule sein zu müssen. Vor allem weil Kinder heute unter anderem deswegen zu wenig schlafen, weil sie so viel Zeit vor dem Fernseher oder Computer verbringen. Die Eltern machen sich Sorgen, dass ihr Kind auf Facebook gemobbt werden könnte, aber nicht darüber, dass es bis kurz vor dem Schlafengehen noch on­ line ist. Sogar oft noch, wenn es nachts wach wird, denn das Telefon liegt ja meist neben dem Bett. Meiner Meinung nach ist das eine besorg­ niserregende Entwicklung, auch langfristig gese­ hen. Wenn ein Kind zu spät ins Bett geht, bis kurz vor dem Schlafengehen vor dem Fernseher sitzt oder mit dem Tablet spielt, lernt es ein un- natürliches Schlafverhalten . Möglicherweise erklären sich so auch einige der Verhaltens­ probleme, die Kinder heute zeigen und die es vor zehn oder zwanzig Jahren so noch nicht gab. Würden solche Probleme denn weniger werden, wenn die Schule später anfinge? Ja. Internationale Untersuchungen zeigen, dass sich sofort die Noten verbessern und auch ande­ re Probleme abnehmen, wenn die Schulzeiten angepasst werden. Schon eine Stunde später zu beginnen hilft. Finden Sie, dass Schlaf mehr ins Zentrum des gesellschaftlichen Interesses gehört? Das scheint mir eine gute Idee zu sein, denn ein Grundwissen über gesundes Schlafen ist beinahe wichtiger als Kenntnisse über gesunde Ernäh­ rung. Soweit ich weiß, hat es aber noch nirgends auf der Welt eine Kampagne zumThema „Rich- tig schlafen“ gegeben. Dabei wissen wir, dass Schlafmangel ein Riesenproblem ist. Teils aus Unwissenheit greifen Betroffene zu Schlaftablet­ ten, die häufig schlimme Nebenwirkungen ha­ ben und die für unsere Seele wichtigen Träume ganz unterbrechen – wie Alkohol übrigens auch. Ich bin in den allermeisten Fällen gegen chemi- sche Intervention bei Schlafproblemen . 82 84 86 88 90 92 94 96 98 100 102 104 106 108 110 112 114 116 118 120 122 124 126 128 130 132 134 136 138 140 142 144 146 148 150 152 154 156 158 160 162 164 166 168 170 172 Zuhören und sprechen 1  Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=