sprachreif HUM 3, Schulbuch

118 dafür von einemGericht freigesprochen worden. Facebook-Angestellte sind zu einer Beurteilung kaum besser qualifiziert. Debatte über Begrifflichkeiten Auf Betreiben der Abgeordneten Laetitia Avia ist im Gesetz nun präzisiert, dass nur „offensicht­ lich unzulässige“ Inhalte betroffen seien. Doch was „offensichtlich“ meint, war in der Debatte in und außerhalb der Nationalversammlung höchst umstritten. Der liberale Publizist Olivier Mau­ rice ätzte, dem Gesetz gelinge, „wovon Diktato­ ren bloß geträumt haben – die Meinungsäuße­ rungsfreiheit abzuschaffen“. […] Avia räumte Abgrenzungsschwierigkeiten ein. Die Meinungsfreiheit sei aber nicht gefährdet, denn Debatten seien weiterhin zulässig, auch wenn die Beleidigung religiöser Gruppen geahn­ det werde. Von rechts bis links kam der Einwand, das Gesetz sei gar nicht nötig: Denn Beleidigung sei laut französischem Strafrecht schon heute ein Tatbestand. „Hassautoren“ an die Justiz weiterleiten Avias antwortete, es gehe auch darum, die Platt­ formen einzubinden. Facebook hat sich bereiter­ klärt, die Identität – konkret die IP-Adresse – von „Hassautoren“ an die Justiz weiterzuleiten. Damit geht der kalifornische Konzern in Paris weiter als in anderen Ländern. Facebook-Chef Mark Zuckerberg ließ sich von Macron dazu überreden. Das Gesetz besagt nicht, welche In­ ternetplattformen betroffen sind. Erst ein Aus­ führungsdekret 2 soll eine Liste enthalten. Als gesetzt gelten neben Facebook, Youtube, Twitter und Instagram auch Suchmaschinen wie Google und Bing. Andere Betreiber wie Snapchat, Tik Tok oder die in Frankreich populäre Webseite Jeux video sollen auf der Kippe stehen. „Staatszensur“ Die Rechtspopulistin Marine Le Pen lehnt das Gesetz als „Staatszensur“ ab. Die Linkspartei „Unbeugsames Frankreich“ (LFI) stellt prinzipi­ ell die Forderung, dass eine Nation die Regulie­ rung Privatunternehmen überlassen solle. Laut demAbgeordneten Alexis Corbière verwendeten Netzwerke wie Facebook Algorithmen 3 und „Tausende von Schattenarbeitern in Madagaskar oder Indien, die beispielsweise die antiklerikale 4 Tradition Frankreichs nicht berücksichtigen wollen oder können“. Dabei dachte er wohl auch an das Satiremagazin Charlie Hebdo 5 . Zuckerberg begrüßt das Gesetz. „Es ist zu hoffen, dass der Regulierungsrahmen nicht nur Frank­ reich, sondern der ganzen EU als Vorlage dienen wird“, meinte er schon imMai. DemGesetz muss noch der Senat zustimmen. Das ist aber letztlich nicht viel mehr als eine Formalität. QUELLE: https://www.derstandard.de/story/2000106099305/frankreich-geht-per-gesetz-gegen-hass-im-internet-vor ; (abgerufen am 15.07.2019) 1 RT (vormals Russia Today): russischer Auslandsfernsehsender; Sputnik: russische Nachrichtenagentur, die weltweit tätig ist und auch Radiosender und Nachrichtenportale betreibt. Beide Medien gehören zum staatlichen Medienkonzern und stehen in der Kritik, Propaganda zu verbreiten. 2 Ausführungsdekret: Erlass, Verfügung einer Behörde zur Ausführung eines Gesetzes 3 Algorithmus: Rechenvorschrift; gibt eine Vorgehensweise vor, um ein Problem zu lösen, z. B. auch in der Informatik 4 antiklerikal: kirchenfeindlich 5 Charlie Hebdo: französische Satirezeitschrift, auf deren Redaktion 2015 ein Terroranschlag verübt wurde 36 38 40 42 44 46 48 50 52 54 56 58 60 62 64 66 68 70 72 74 76 78 80 82 84 86 88 90 Verfassen Sie einen offenen Brief . Stellen Sie sich vor, an Ihrer Schule wird über ein Abschaffen der lauten Schulglocke diskutiert. Zu diesem Thema haben Sie in der Online-Ausgabe der Tageszeitung Die Presse den Artikel Trend zu Schule ohne Schulglocke gelesen. Sie entschließen sich dazu, einen offenen Brief an die Direktion Ihrer Schule zu schreiben, um für eine Abschaffung der Schulglocke zu plädieren. Lesen Sie den Zeitungsartikel auf https://diepresse.com/home/bildung/schule/1546335/ Trend-zu-Schule-ohne-Schulglocke . Verfassen Sie nun den offenen Brief und bearbeiten Sie dabei die folgenden Arbeitsaufträge: •• Geben Sie den Inhalt des Zeitungsartikels kurz wieder. •• Erläutern Sie, weshalb die Abschaffung der Schulglocke an Ihrer Schule von Vorteil wäre. •• Appellieren Sie an die Direktion Ihrer Schule. Schreiben Sie zwischen 405 und 495 Wörter. Markieren Sie Absätze mittels Leerzeilen. 10 Ó 5hf6x3 Schreiben Semester- check Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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