sprachreif HUM 2, Schulbuch
41 Martin Luther: Predigt (Ausschnitt) So soll man mit allem unrechten Gut handeln, es sei heimlich oder öentlich, dass immer die Lie- be und das natürliche Recht die Oberhand habe. Denn, wo du der Liebe nach urteilst, wirst du gar leicht alle Sachen ohne alle Rechtsbücher entscheiden und richten. Wo du aber der Liebe und Natur Recht aus den Augen tust, wirst du es nimmermehr so treffen, dass es Gott gefalle, wenn du auch alle Rechtsbücher und Juristen ge- fressen hättest. Sondern sie werden dich nur umso mehr irremachen, je mehr du ihnen nach- denkst. Ein rechtes gutes Urteil, das muss und kann nicht aus Büchern gesprochen werden, sondern aus freiem Sinn heraus, als gäbe es kein (Gesetz)Buch. Aber solch freies Urteil gibt die Liebe und das natürliche Recht, wovon alle Ver- nun voll ist. Aus den Büchern kommen über- spannte und wankende Urteile. Deshalb sollte man geschriebene Rechte niedri- ger als die Vernun achten, aus der sie doch als aus dem Rechtsbrunnen gequollen sind, und nicht den Brunnen an seine Flüsslein binden und die Vernun mit Buchstaben gefangen füh- ren. QUELLE: Luther Deutsch. Die Werke Martin Luthers. In neuer Auswahl für die Gegenwart. Herausgeben von Kurt Aland. Band 7: Martin Luther. Der Christ in der Welt. 2., erweiterte u. neubearb. Aufl.. Vandenhoeck & Ruprecht Göttingen 1967. S. 51. Vorbereitet sprechen können Bereits in der Antike beschäftigten sich bedeutende Persön- lichkeiten wie Aristoteles (284 v. Chr. – 322 v. Chr.) oder Marcus Tullius Cicero (106 v. Chr. – 43 v. Chr.) mit der Frage, wie eine gute, überzeugende und wohldurchdachte Rede aufzubauen sei. Auch in der heutigen Zeit spielt die Rhetorik eine wichtige Rolle. Selbst wenn Sie davon überzeugt sind, im Erwachsenenleben wenig vor Publikum sprechen zu wollen: Praktische und theoretische Kompetenzen in diesem Bereich sind äußerst wertvoll, weil sie Sie befähigen, kommunikative und rhetorische Strategien zu erkennen (und zu entlarven). Im Prinzip bereiten Sie sich inhaltlich auf eine Rede ähnlich vor wie auf einen Aufsatz, indem Sie sich zunächst einen Überblick über das Thema verschaffen. Auch an dieser Stelle sei darauf hingewiesen: Nutzen Sie möglichst viele unterschiedli- che Quellen! Für die Ordnung der Gedanken nehmen Sie sich ausreichend Zeit. Merkenswert: IDEMA – Fünf Schritte zur Rede I nventio: Sammeln von Ideen D ispositio: Ordnen der Gedanken E locutio: Formulieren der Rede M emoria: Einprägen der Rede A ctio: Halten der Rede Meine Rede frei gesprochen akustisch inhaltlich verständlich mit dem Körper gesprochen am Thema orientiert publikumsorientiert 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 Zuhören und sprechen Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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