sprachreif HUM 2, Schulbuch

184 handeln, mit dem ich kommunizieren kann. Und nicht um so eine statische Box, die Befehle an- nimmt und wieder dann irgendwas ausspuckt.“ „Daten hinterlassen mit zig Geräten“ Und Alexa ist nur ein Beispiel dafür, was uns blüht. Denn die Ausspähung durch Internet-Fir- men ist lukrativ, sagt der Informatiker Markus Morgenroth. Unsere Daten sind die Währung der Zukun¨: „Unternehmen machen diese Daten tatsächlich zu Geld“, so Morgenroth. „Und das Wichtige daran ist, dass in der Zukun¨ dieser Markt noch deutlich zunehmen wird. Weil wir immer mehr Daten hinterlassen. Nicht nur mit Alexa, sondern mit zig anderen Geräten. Und all das zusammengenommen ergeben dann eben diese Pro«le, die man zu unheimlich viel Geld machen kann.“ Waschmaschine, Zahnbürste, Kühlschrank – alles smart Und die Spione dazu holen wir uns freiwillig ins Haus. Wie das funktioniert, zeigt ein Gang durch den Elektroladen. Längst sind es nicht mehr nur Fernseher, die sich mit dem Internet verbinden. So gut wie jedes Gerät kann Daten über uns er- heben. Systematisch wird unser Alltag durch- leuchtet. „Auch die gute alte Waschmaschine ist mittler- weile smart“, sagt Morgenroth. „Das heißt, auch da werden Daten gesammelt. Welches Pro- gramm wird wie o¨ benutzt? All das landet na- türlich auch da in der Cloud. Dieser Kühlschrank misst zum Beispiel, wann die Tür geö¬net wird. Das kann besonders dann fatal sein, wenn ich nachts immer wieder Heißhunger habe, die Tür ö¬ne, und dann eben am nächsten Tag aufgrund von Müdigkeit vielleicht einen Unfall baue. Dann kann das dieser Kühlschrank nachweisen. Mein Lieblingsgerät ist eine Zahnbürste, die Da- ten darüber sammelt, wie gut man sich die Zäh- ne putzt. Die landen dann auch wieder bei An- bietern, die die Daten weiterverkaufen. Und dann unter anderem dafür sorgen können, dass man keine Zahnzusatzversicherung bekommt. Da kann man sich schon fragen, ob man so etwas tatsächlich braucht.“ Daten sammeln auch ohne Internetzugang Unser Leben wird zunehmend vernetzt mit weit- reichenden Folgen für die Gesellschaft. Denn intelligente Maschinen greifen immer mehr in unseren Alltag ein. „Man kann natürlich wählen“, so Morgenroth, „ob man sich jetzt ein Smarthome zuhause ein- richtet. Ob man Bewegungsmelder hat. Und so weiter. Aber man kann sich dem ganzen Daten- sammeln eigentlich kaum noch entziehen. Es fängt schon beim Smartphone an. Man muss ja nicht mal einen Internetzugang haben, trotzdem werden Daten über einen gesammelt.“ „Es braucht eine breite Debatte“ Ist Privatsphäre also bald nicht mehr zu schüt- zen. Die Politik versucht, einzugreifen. Im Fe- bruar ließ die Bundesnetzagentur die Puppe Cayla verbieten. Cayla hatte ein Mikrofon einge- baut, das die Kinder heimlich in ihren Zimmern aufnehmen konnte. „Doch solche Verbote sind zu wenig“, sagt Mar- kus Morgenroth. „Es braucht eine breite Debatte: Vor 30 Jahren haben die Grünen das¯ema Um- weltschutz in den Fokus gerückt und haben es dann irgendwann gescha°, dass jedes Unter- nehmen grüne Produkte, ökologische Produkte anbietet. Das Gleiche müsste mit dem ¯ema Datenschutz passieren. Dass das ¯ema deutlich mehr in den Fokus rückt und für die Unterneh- men wichtiger wird.“ „In den sauren Apfel beißen“ Umso mehr, wenn Maschinen auf den Markt kommen, die nur noch vernetzt sind. Zum Bei- spiel das Auto. Alle großen deutschen Autobauer arbeiten an Smart Cars, intelligenten Autos: Auch sie wären dann bald Daten-Sammelma- schinen. „Ich glaube“, so David Becker, „wenn man die neue Technik nutzen will, dann muss man in die- sen sauren Apfel beißen. Oder man darf sie halt nicht benutzen.“ Was heißt das für unsere Zukun¨? Der Mensch, der seine Umwelt nach seinen Wünschen formt, könnte schon bald ersetzt werden durch den Menschen, der durch seine digitale Kopie be- stimmt wird. Optimisten betonen, dass wir mit Hilfe von Computern und Assistenten zu gott- gleichen Wesen werden können. Doch brauchen wir da nicht neue Regeln, was in dieser „göttli- chen“ Daten-Welt erlaubt ist? Vor allem, wenn 60 62 64 66 68 70 72 74 76 78 80 82 84 86 88 90 92 94 96 98 100 102 104 106 108 110 112 114 116 118 120 122 124 126 128 130 132 134 136 138 140 142 144 146 148 150 152 154 Schreiben 6 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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