sprachreif HUM 2, Schulbuch
183 Schöne neue Welt Wie digitale Assistenten und Haushaltsgeräte uns immer besser ausspionieren Von Simon Broll | 21.04.2017 Sie heißen Alexa, Siri oder Google Home und lassen sich über die Stimme steuern: Digitale Assistenten sollen mit einfachen Befehlen den Alltag erleichtern. Doch für den Komfort, den man sich leistet, muss man einen Teil seiner Privatsphäre aufgeben. Denn nur wenn die Assistenten permanent lau- schen, können sie auch auf Anweisungen reagie- ren. Überwachung, die wir uns freiwillig selbst ins Haus holen? Ist das die schöne neue Welt? „Ich mache mir keine Gedanken darüber“ Der Frankfurter Autor Markus Morgenroth hat bereits vor einiger Zeit in seinem Buch „Sie ken- nen dich! Sie haben dich! Sie steuern dich!“ vor der Sammelwut der digitalen Datenkraken ge- warnt. Mittlerweile sei die Technologie aber noch weiter fortgeschritten, sagt er. Wir werden überwacht – in Einkaufsläden, Bus- sen, Bahnhöfen. Um uns sicherer zu fühlen, las- sen wir jeden unserer Schritte aufzeichnen. Schöne neue Daten-Welt. Und die zieht jetzt auch zuhause ein. „Guten Morgen, David. Wie geht es dir?“ fragt Alexa, die Sprachassistentin von Amazon. Sie re- agiert auf Stimmen. Sie hört mit: dank hochsen- sibler Mikrofone. David Becker hat sich Alexa in seine Wohnung geholt. Alles, was er sagt und bestellt, landet auf Servern von Amazon: „Amazon sagt ja, die Da- ten werden vertraulich behandelt“, so David Be- cker. „Glaube ich, ehrlich gesagt, nicht dran. Ap- ple sagt das zum Beispiel mit Siri auch. Glaube ich auch nicht dran. Aber ich mache mir insofern keine Gedanken darüber, weil ich mir so denke: Was wollen die mit meinen Daten?“ Ein neuer, digitaler Mensch Sie wollen wissen, was wir kochen, wie wir leben. Was wir dafür bekommen, ist ein bisschen Kom- fort. Das Sprechen mit dem digitalen Assistenten ist kinderleicht, doch genau das macht sie zu so großen Verführern. Bereitwillig teilen wir unser Leben mit ihnen. Ein technischer Quantensprung mit Folgen: Es entsteht ein neuer, digitaler Mensch. Eine Kopie von uns im Netz, die weiß, wie wir handeln und was wir wollen. O¨merken wir nicht einmal, wie viel Intimes wir verraten. Mit Maschinen Geheimnisse teilen „Es besteht die Gefahr, dass wir nicht mehr so richtig darüber nachdenken, was wir eigentlich tun“, sagt der Medienpsychologe Max Braun. „Je reibungsloser etwas abläu¨, desto weniger ist mir bewusst, dass ich gerade an einer Schnittstelle zu einem Computer mich be«nde.“ Und das ist der Sinn dahinter, sagt er. Der Medi- enpsychologe erforscht, wie unsere Gesellscha¨ durch digitale Assistenten manipuliert wird. Ge- rade Maschinen, die mit uns reden, scha¬en Ver- trauen. Sie werden zum Freund, mit dem man auch Geheimnisse teilt: „Wenn ich mich mit je- mandem unterhalten kann“, so Braun, „dann greifen evolutionsbiologisch bestimmte Mecha- nismen, dass ich annehme, es würde sich um ei- nen Menschen oder etwas Menschenähnliches 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 38 40 42 44 46 48 50 52 54 56 58 Argumente sammeln und ordnen (HUM, HLFS) Damit eine Argumentation überzeugt, müssen Argumente gut begründet und belegt werden. Die Grundmuster und Techniken des Argumentierens finden Sie in Kapitel 2 ( 3-B-Regel, Fünfsatzmethode S. 48 f.) und in Kapitel 4 ( Stellungnahme S. 125 f.). Im Folgenden erhalten Sie weitere Tipps, wie Sie Argumente sammeln und ordnen können. Lesen Sie den folgenden Artikel über digitale Assistenten. Markieren Sie Schlüsselwörter im Text. A13 Schreiben Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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