sprachreif HUM 2, Schulbuch

114 Smartphones verbannen ist einfach, aber nicht klug Von Fanny Jiménez | 18.05.2015 Eine Studie zeigt, dass es den Lernerfolg leicht verbessert, wenn Handys aus der Schule verschwinden. Doch längst nicht alle Experten glauben, dass ein Verbot von Smartphones der richtige Weg ist. Man kann ja verstehen, dass es nervt. Es klingelt im Unterricht, nebenbei wird gechattet, das Bild an der Wandtafel wird abfotogra²ert statt abge- schrieben, der Unterricht einfach mitge²lmt, Lö- sungen für die Klassenarbeit im Internet re- cherchiert. Es ist ein großer Aufreger im Lehrerzimmer: Wo gehören Handys und Smartphones während der Schulzeit hin? Vielen Lehrern ist es am liebsten, wenn die kleinen Nervtöter nicht nur aus dem Unterricht, sondern gleich ganz aus der Schule verbannt werden. […] 84 Prozent aller Zwölf- bis 13-Jährigen haben ein Smartphone, so der Bundesverband Informa- tionswirtscha¥, Telekommunikation und Neue Medien, und 92 Prozent der 14- bis 19-Jährigen haben ihr Handy aktuellen Zahlen des Branchen- verbandes Bitkom zufolge auch in der Schule da- bei. O¿ziell ist 66 Prozent der Jugendlichen die Nutzung von Mobiltelefonen im Unterricht un- tersagt. 18 Prozent berichten gar von einem ge- nerellen Handyverbot in ihrer Schule. Ist das nun richtig so – oder zeugt es von pädagogischer Hil¡osigkeit? Smartphones stehlen Lernzeit Eine neue Studie gibt den Lehrern Rückenwind: Handys und Smartphones aus der Schule zu ver- bannen scheint beim Lernerfolg zu helfen, und zwar vor allem den leistungsschwächeren Schü- lern. Das ist das Fazit der Ökonomen Louis-Phi- lippe Beland und Richard Murphy von der Lon- don School of Economics, die für ihre Untersuchung die Testergebnisse von 16-jähri- gen Schülern vor und nach der Einführung eines Handyverbots an der jeweiligen Schule vergli- chen hatten. Um 6,4 Prozent stiegen die Leistun- gen demnach, das sei vergleichbar einem Lern- zuwachs, wie man ihn sonst nur mit fünf zusätzlichen Schultagen herbeiführen hätte kön- nen. […] Dabei verbesserten sich vor allem die leistungs- schwächeren Schüler. Bei ihnen war der Ein¡uss des Handyverbots auf die Leistung fast doppelt so hoch wie bei jenen, die als leistungsstark gal- ten. […] Einige Experten sind skeptisch Smartphones aus der Schule zu verbannen sei ein einfacher und kostengünstiger Weg, um Un- gleichheiten im Lernerfolg zu vermeiden, resü- mieren die Forscher. […] Konzentration im Unterricht ist wichtig, keine Frage. Aber Smartphones können auch nur dann ablenken, wenn sie selbst nicht ema sind, ihr Potenzial nie genutzt wird. So wie Erwachsene ganz selbstverständlich das Smartphone auch im Job zur Recherche, für Terminfindungen und Absprachen oder das Mitschneiden von Gesprä- chen nutzen, könnte man die Smartphones auch im Unterricht einsetzen. Auf der Bildungsmesse Didacta in Hannover Anfang des Jahres zeigten deshalb viele Aussteller, welche Vorteile Neue Medien für den Unterricht und die Schulorgani- sation haben können. Das Digitale Schwarze Brett zum Beispiel hängt nach Angaben des Un- ternehmens Heinekingmedia bereits in etwa 6500 Schulen, rund 700.000 Mal wurde die dazu- gehörige App heruntergeladen. Die Schüler kön- nen so morgens auf ihrem Smartphone etwa den Vertretungsplan anschauen und erfahren nicht 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 38 40 42 44 46 48 50 52 54 56 58 60 62 64 66 68 Schreiben Semester- check Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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