sprachreif HAK/HTL 4/5, Schulbuch
99 Lesen Sie das Gedicht Reklame von Ingeborg Bachmann gemeinsam mit Ihrer Partnerin bzw. Ihrem Partner, wobei eine/r den kursiv gedruckten Text liest und eine/r den nicht-kursiven Text. Erarbeiten Sie anschließend zu zweit die unten stehenden Arbeitsaufträge. Halten Sie die Ergebnisse auf einem Blatt Papier in Stichworten fest. •• Beschreiben Sie formale Auffälligkeiten des Gedichts. •• Benennen Sie die beiden „Stimmen“, die im Gedicht vorkommen. •• Erklären Sie, was mit dem Begriff „Traumwäscherei“ gemeint ist. •• Setzen Sie sich mit der Funktion von Werbung auseinander. Ingeborg Bachmann (1926–1973): Reklame (1956) Wohin aber gehen wir ohne sorge sei ohne sorge wenn es dunkel und wenn es kalt wird sei ohne sorge aber mit musik was sollen wir tun heiter und mit musik und denken heiter angesichts eines Endes mit musik und wohin tragen wir am besten unsre Fragen und den Schauer aller Jahre in die Traumwäscherei ohne sorge sei ohne sorge was aber geschieht am besten wenn Totenstille eintritt QUELLE: Der Neue Conrady: Das große deutsche Gedichtbuch von den Anfängen bis zur Gegenwart. Düsseldorf/Zürich: Patmos Verlag 2000, S. 843. Lesen Sie das folgende Interview mit Peter Handke über seine Erzählung Wunschloses Unglück und diskutieren Sie mit Ihrer Partnerin oder Ihrem Partner über den Eindruck, den man durch dieses Interview von Handke und dessen Werk erhält. Begründen Sie, ob Sie nach der Lektüre dieses Textes Wunschloses Unglück lesen würden oder nicht. A42 B A43 B 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 Als Peter Handke den Selbstmord der Mutter erlebte Von Ulrich Weinzierl | 07.11.2009 1972 nahm sich seine Mutter das Leben. In der Erzählung „Wunschloses Unglück“ verarbeitete Peter Handke seine Gefühle. Im Interview mit WELT ONLINE spricht der Autor über die Sonderstellung des Werkes, geleistete Trauerarbeit und den einen oder anderen missglückten Satz. WELT ONLINE: „Wunschloses Unglück“, die Erzählung über den Selbstmord Ihrer Mutter, war eines Ihrer erfolgreichsten Bücher. Nimmt es auch für Sie, in IhremWerk, eine Sonderstellung ein? Peter Handke: Nur insofern: Hier war nichts zu erfinden. Ich konnte nichts erfinden. Ich war im- mer daran gewöhnt, bin es immer noch gewöhnt, weniger nachzuerzählen als vorzuerzählen. Das Nacherzählen von etwas Schrecklichem, Trauri- gem kam mir nicht statthaft vor. Es hat nicht so sehr mit meiner Mutter zu tun als mit einem sterbenden Menschen, der auf den Tod zugeht. WELT ONLINE: War das Schreiben eine Hilfe, das Ganze zu bewältigen? Handke: Ich wollte mir nicht helfen, ich wollte einfach die Geschichte, so weit sie mir noch ge- genwärtig war zwei Monate nach dem Tod, er- zählen. Es hatte auch nicht den Effekt der Hilfe. Ich habe nicht den mindesten Moment einer Be- ruhigung erlebt danach. Immerhin habe ich viel- leicht gedacht: Jetzt ist es getan. Das zumindest ist geschehen, das kann man nicht mehr aus der Welt schaffen, dass diese Geschichte erzählt ist. 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 Reflexion Literatur Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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