sprachreif HAK/HTL 4/5, Schulbuch

90 transfers des Sozialstaats und damit weniger Bü- rokratie. Den anderen ist es ein Grundrecht auf ein materiell abgesichertes Leben. Unterschiedliche Unterstützer Die österreichische Initiative, die neben Haderer auch von der früheren LIF 2 -Chefin Heide Schmidt und Gemeinwohlökonom Christian Felber unterstützt wird, sieht sich zwischen den Lagern. „Wir sind dezidiert überparteilich“, sagt Pape. Man wolle den Sozialstaat ergänzen, wo er nicht ausreichend wirke, aber nicht mit der Marktwirtschaft brechen. Im Zuge der Digitali- sierung müsse man aber über neue Modelle nachdenken, weil Automatisierung zu massiven Arbeitsplatzverlusten führen werde. Für van Parijs ist der zentrale Punkt ein anderer: „Ein BGE stärkt die Verhandlungsposition der Schwächeren. Sie können es sich dann leichter leisten, ein Jobangebot auszuschlagen.“ Firmen hätten demnach drei Möglichkeiten zu reagie- ren: Jobs automatisieren; Gehälter anheben; Ar- beitsumfeld und Arbeitszeiten attraktiver ma- chen. „Es ist wie ein Risikokapital für alle“, erklärt van Parijs. Keine Chancengleichheit An dem „Für alle“ stößt sich Fratzscher: „Ein BGE kann keine Chancengleichheit gewähren, weil es bedingungslos ist und für alle gleich und daher die Bedürftigkeit der Empfänger nicht be- rücksichtigt“, sagt der DIW-Chef: „Mit einem Grundeinkommen erkennt man an, dass es Ver- lierer des Fortschritts geben wird, und man be- lässt sie in dieser Verliererposition.“ Der Staat sei in der Pflicht, Möglichkeiten der Eingliederung in die Arbeitswelt zu finden. Karikaturist Haderer sieht das anders. Für ihn ist die persönliche Freiheit, das zu tun, wozu man begabt ist und worauf man Lust hat, das Reizvol- le amGrundeinkommen. „Ich habe mein ganzes Leben noch nie gearbeitet, sondern mir die Zeit und Unverschämtheit genommen zu tun, worauf ich Lust habe“, sagt Haderer: „Diese persönliche Freiheit kann ich jedem weiterempfehlen.“ Die Sozialwissenschaften werden die Vorurteile der Gegner des BGE widerlegen, ist der Karikaturist überzeugt. QUELLE: http://www.derstandard.at/2000084073028/BedingungslosesGrundeinkommensollinOesterreichFahrtaufnehmen ; (abgerufen am 19.04.2019) 1 Libertarismus: Richtung der politischen Philosophie, in der die Freiheit (lat. libertas: Freiheit) des Individuums an oberster Stelle steht 2 Liberales Forum (LIF): liberale Partei in Österreich (1993–2014) 136 138 140 142 144 146 148 150 152 154 156 158 160 162 164 166 168 170 172 174 176 178 180 Erstellen Sie einen Schreibplan. Die folgenden Hinweise zu den Teilabschnitten helfen Ihnen dabei: •• Einleitung: Textbezug herstellen (Basissatz formulieren), Thematik ansprechen, Leserinnen/Leser neugierig machen, möglicherweise eine Frage stellen •• Hauptteil: Kernaussagen des Ausgangstextes nennen, eigene Argumente anordnen •• Schluss: Resümee (Zusammenfassung, Schlussfolgerung), klar Position beziehen, möglicherweise Frage aus Einleitung beantworten, eventuell einen Ausblick zur Thematik geben Lassen Sie Ihren Schreibplan von einer Mitschülerin oder einem Mitschüler überprüfen. Arbeiten Sie gegebenenfalls Änderungsvorschläge ein. Schritt 2: Eine dialektische Erörterung verfassen Für die Lesbarkeit von Texten ist es wichtig, dass sie zusammenhängend (= kohärent) verfasst sind. Um Kohärenz in einem Text herzustellen, können Sie vor allem Konnektoren und Verweiswörter (z. B. diese, jener, welches, dort ) verwenden. Verfassen Sie nun die Erörterung und achten Sie dabei besonders auf Textkohärenz. A26  A27  A28  Eine dialektische Erörterung schreiben Schritt 2: Verfassen Schreiben 3  Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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