sprachreif HAK/HTL 4/5, Schulbuch

59 Bertolt Brecht: Exilliterat Bertolt Brecht (1898–1956) gehört mit zu den bekanntesten deutschen Schrift­ stellern im Exil. Er hat zahlreiche prägende Werke wie Mutter Courage oder Der gute Mensch von Sezuan verfasst und darüber hinaus das epische Theater als neue dramatische Form begründet. Brecht kehrte allerdings anders als manch andere Schriftstellerinnen und -schriftsteller aus dem Exil nach Berlin zurück. Zu Brechts wichtigsten Beiträgen zur literarischen Welt gehört sein Konzept des epischen Theaters, das Sie hier ebenfalls kennenlernen werden. Sehen Sie sich das Video aus der BR-alpha -Sendung Klassiker der Weltliteratur zu Bertolt Brecht und seinem Leben unter https://www.youtube.com/watch?v=HKA-CsO35Qo an. Fassen Sie anschließend in tabellarischer Form die wichtigsten Stationen seines Lebens zusammen und nennen Sie wichtige Werke sowie seinen Einfluss auf die literarische Welt. Sehen Sie sich die unter dem Link https://kuenste-im-exil.de/KIE/Content/DE/Personen/brecht-­ bertolt.html aufrufbare Website an und lesen Sie das dort publizierte Gedicht. Inwiefern steht sein Inhalt mit Exilliteratur in Zusammenhang? Das epische Theater Brechts Das epische Theater stellt eine neue Form des Dramas dar, in der sich Gattungsmerkmale der Epik und Dramatik vermischen. Es soll nach dem Willen Bert Brechts das Publikum einerseits unterhalten, andererseits ein Bewusstsein für die Gegebenheiten, die dargestellt werden, schaffen und zum Handeln motivieren. Anders als bei Aristoteles soll das Publikum durch spezielle Effekte darauf aufmerksam gemacht werden, dass es selbst in Aktion treten kann und muss. Diese sogenannten Verfremdungseffekte unterbrechen das Theaterstück und zielen darauf ab, die Zuseherin bzw. den Zuseher aus dem angenehmen Verfolgen des Stückes zu reißen und zum Nachdenken zu bringen. Dies kann in Form der direkten Ansprache des Publikums geschehen, durch Musik, durch Bilder oder durch andere Methoden. Lesen Sie den folgenden Epilog aus Brechts Drama Der gute Mensch von Sezuan und überlegen Sie gemeinsam, inwiefern diese Textstelle einen Verfremdungseffekt hat und wozu der Epilog aufruft. Recherchieren Sie anschließend online, welche Verfremdungseffekte in Theaterstücken eingesetzt werden, und fassen Sie Ihre Suchergebnisse in ein bis zwei Absätzen zusammen. Bertolt Brecht (1898–1956): Der gute Mensch von Sezuan (1943) EPILOG Vor den Vorhang tritt ein Spieler und wendet sich entschuldigend an das Publikum mit einem Epilog. Verehrtes Publikum, jetzt kein Verdruß: Wir wissen wohl, das ist kein rechter Schluß. Vorschwebte uns: die goldene Legende. Unter der Hand nahm sie ein bitteres Ende. Wir stehen selbst enttäuscht und sehn betroffen Den Vorhang zu und alle Fragen offen. Dabei sind wir doch auf Sie angewiesen Daß Sie bei uns zu Haus sind und genießen. Wir können es uns leider nicht verhehlen: Wir sind bankrott, wenn Sie uns nicht empfehlen! Bertolt Brecht, 1950er Jahre A38  Ó e4vi3b A39  Ó xb8rd3 A40  B Ó 2 4 6 8 10 Reflexion Literatur Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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