sprachreif HAK/HTL 4/5, Schulbuch

19 Zwischenstopp Sie haben sich mit folgenden Teilkompetenzen auseinandergesetzt: • lineare und dialektische Erörterungen unterscheiden können • eine lineare Erörterung planen und verfassen können • einige Korrekturzeichen anwenden können Einen offenen Brief verfassen (HAK) Mit der Textsorte offener Brief haben Sie sich bereits in sprachreif 3 (S. 92 ff.) auseinandergesetzt. Wie Sie wissen, handelt es sich bei dem offenen Brief um eine öffentliche Meinungsäußerung bzw. einen Appell an eine bestimmte Person, Gruppe oder Institution. Merkenswert: Der typische Aufbau eines offenen Briefes • • Eröffnungsformel, die die Adressatinnen/Adressaten direkt anspricht • • Anlass für den offenen Brief • • argumentative Darlegung der eigenen Position • • Appell, Aufforderung • • Schlussformel (Gruß oder Verabschiedung) Lesen Sie den offenen Brief des US-amerikanischen Journalisten Brandon Stanton, der am 16.03.2016 in der deutschen Übersetzung auf der Facebook-Seite der ARD Tagesschau veröffentlicht wurde. Ursprünglich wurde der Brief in englischer Sprache auf der Facebook-Seite des amerikanischen Blogs Humans of New York gepostet. Achten Sie beim Lesen besonders auf den Aufbau des Textes. Mr. Trump, ich habe immer mein Bestes gegeben, nicht politisch Stellung zu beziehen. Ich habe es abgelehnt, eini- ge Ihrer Mitbewerber zu interviewen. Ich wollte mich bei der Präsidentschaftswahl nicht auf eine Seite schlagen. Ich habe stets geglaubt, dass noch nicht der richtige Moment für ein Statement gegen Gewalt und Vorurteile erreicht sei. Doch ich habe festgestellt: Es gibt keine richtige Zeit dafür. Der richtige Moment ist immer jetzt. Wie Millionen von Amerikanern habe ich realisiert: Gegen Sie zu sein ist keine politische Entscheidung, sondern eine moralische. Ich habe gesehen, wie Sie rassistische Bilder retweetet haben. Ich habe gesehen, wie Sie rassistische Lügen verbreitet haben. […] Ich habe Ihre Aufrufe zur Gewalt registriert, Ihre Bereitschaft, Gerichts- kosten für diejenigen zu übernehmen, die Gewalt in Ihrem Namen ausüben. Und Ihre Aufrufe zur Folter und zumMord an den Familien von Terroristen habe ich auch gehört. Ich habe gesehen, wie Sie genüsslich davon erzählt haben, Muslime mit in Schweineblut getränkten Kugeln zu exekutieren. Ich habe zugesehen, wie Sie Flüchtlinge als „Schlangen“ bezeichnet und behauptet haben: „Der Islam hasst uns!“ Ich bin Journalist, Mr. Trump. In den letzten zwei Jahren habe ich lange Interviews mit hunderten Muslimen geführt. Im Iran, im Irak und in Pakistan. Ich habe außerdem hunderte syrische und iraki- sche Flüchtlinge in sieben verschiedenen Ländern interviewt. Und ich kann nun sagen: Der Hasser- füllte sind Sie. Diejenigen von uns, die Ihnen Aufmerksamkeit geschenkt haben, werden es Ihnen nicht erlauben, sich neu zu erfinden. Sie sind kein „Einiger“. Sie sind kein „Präsident“. Sie sind kein Opfer des Hasses, den A28  Schreiben Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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