sprachreif HAK/HTL 3, Schulbuch

96 Smartphones stehlen Lernzeit Eine neue Studie gibt den Lehrern Rückenwind: Handys und Smartphones aus der Schule zu ver­ bannen scheint beim Lernerfolg zu helfen, und zwar vor allem den leistungsschwächeren Schü­ lern. Das ist das Fazit der Ökonomen Louis-Phi­ lippe Beland und Richard Murphy von der Lon­ don School of Economics, die für ihre Untersuchung die Testergebnisse von 16-jähri­ gen Schülern vor und nach der Einführung eines Handyverbots an der jeweiligen Schule vergli­ chen hatten. Um 6,4 Prozent stiegen die Leistun­ gen demnach, das sei vergleichbar einem Lern­ zuwachs, wie man ihn sonst nur mit fünf zusätzlichen Schultagen herbeiführen hätte kön­ nen. […] Dabei verbesserten sich vor allem die leistungs­ schwächeren Schüler. Bei ihnen war der Einfluss des Handyverbots auf die Leistung fast doppelt so hoch wie bei jenen, die als leistungsstark gal­ ten. […] Einige Experten sind skeptisch Smartphones aus der Schule zu verbannen sei ein einfacher und kostengünstiger Weg, um Un­ gleichheiten im Lernerfolg zu vermeiden, resü­ mieren die Forscher. […] Konzentration im Unterricht ist wichtig, keine Frage. Aber Smartphones können auch nur dann ablenken, wenn sie selbst nicht Thema sind, ihr Potenzial nie genutzt wird. So wie Erwachsene ganz selbstverständlich das Smartphone auch im Job zur Recherche, für Terminfindungen und Absprachen oder das Mitschneiden von Gesprä­ chen nutzen, könnte man die Smartphones auch im Unterricht einsetzen. Auf der Bildungsmesse Didacta in Hannover Anfang des Jahres zeigten deshalb viele Aussteller, welche Vorteile Neue Medien für den Unterricht und die Schulorgani­ sation haben können. Das Digitale Schwarze Brett zum Beispiel hängt nach Angaben des Un­ ternehmens Heinekingmedia bereits in etwa 6500 Schulen, rund 700.000 Mal wurde die dazu­ gehörige App heruntergeladen. Die Schüler kön­ nen so morgens auf ihrem Smartphone etwa den Vertretungsplan anschauen und erfahren nicht erst in der Schule, wenn die erste Stunde ausfällt. […] Probleme mit Mobbing oder Sexting Etwas, das die Schüler im weiteren Leben brau­ chen werden. Diese wehren sich inzwischen auch gegen Handyverbote an den Schulen, mit ebendiesen Argumenten. So haben Schüler der Theodor-Storm-Schule in Husum an der Nord­ see mit monatelangen Protesten eine Lockerung der „Mediennutzungsregelung“ erzielt. „Ein Ver­ bot ist überflüssig. Man sollte eher durch Präven­ tion vor Cybermobbing und Ähnlichem schüt­ zen und den Umgang mit Neuen Medien erlernen“, sagte der Schülersprecher Jan Perner. […] US-Studien zeigen, dass jeder fünfte Schüler schon einmal Sexting betrieben hat oder solche Fotos von sich online postet. Wer sich einmal so angreifbar gemacht hat, wird auch häufiger Op­ fer von Cybermobbing, wie SebastianWachs von der Universität Bremen in einer Studie zeigen konnte. „Kinder müssen informiert und aufge­ klärt werden über das Recht am eigenen Bild, die Vertraulichkeit des Wortes und Urheberrechts­ fragen“, sagt Birgit Kimmel, pädagogische Leite­ rin der EU-Initiative Klicksafe. Nicht alle Eltern seien dazu in der Lage, ihre Kinder in dieser Hin­ sicht zu beraten. Kimmel sieht daher auch die Schulen in der Verantwortung. Dabei muss nicht alle Last auf den Schultern der Lehrer liegen, sagt sie. Jugendliche könnten als sogenannte Medien­ scouts Gleichaltrige und Jüngere beraten. […] Vermutlich wird die Frage also nicht mehr allzu lange sein, ob das Smartphone in der Schule überhaupt einen Platz hat. Nur welchen genau, darüber wird es wohl noch einige Zeit einige Diskussionen geben. QUELLE: h ttp://www.welt.de/wissenschaft/article141084460/Smartphones-verbannen-ist-einfach-aber-nicht-klug.html ; (abgerufen am 17.09.2018) 26 28 30 32 34 36 38 40 42 44 46 48 50 52 54 56 58 60 62 64 66 68 70 72 74 76 78 80 82 84 86 88 90 92 94 96 98 100 102 104 106 Schreiben 3  Nur zu Prüfzwecken – Eig entum des Verlags öbv

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