sprachreif HAK/HTL 3, Schulbuch

186 Frage: Welchen Gewinn soll die Leserin/der Leser aus der Lektüre des Kommentars ziehen? Antwort: Ein Kommentar soll zur Meinungsbildung beitragen und zum Nachdenken anregen. Er kann provozieren (muss es aber nicht), jedenfalls zeigt er auf, welchen Standpunkt die Verfasserin/der Verfasser vertritt – untermauert mit Argumenten, die in weiterer Folge auch von der Leserin/vom Leser in einer Debatte/Diskussion/… verwendet werden können (und auch verstärkt oder entkräftet werden können). Die Leserin/der Leser soll sich in ihrer/seiner Meinung bestärkt fühlen oder wider- sprechen wollen. Lesen Sie einen Kommentar in einer Tageszeitung Ihrer Wahl und konkretisieren Sie die genannten Kriterien mithilfe von Beispielen aus diesem Kommentar. HTL: In Kapitel 1 (S. 21) finden Sie weitere Informationen und Übungen zur Textsorte Kommentar. Schritt 1: Einen Kommentar planen Die zentrale Aufgabe bei der Planung eines Kommentars ist es, sich eine Meinung zu einem Sachver- halt, der zumeist in einem vorliegenden Text beschrieben wird, zu bilden. Erst wenn Sie wissen, worauf Sie hinauswollen, ist eine Planung sinnvoll. Lesen Sie den Beitrag Heldenverehrung im Krieg. Der Text ist eine redaktionelle Bearbeitung einer Reportage aus der deutschen Wochenzeitung DIE ZEIT und wurde auf der Website des Friedensbüros Salzburg veröffentlicht. A15  Tipp A16  Heldenverehrung im Krieg Von red | Ohne Datum Heldenverehrung im Krieg zeichnet sich durch die Überhöhung einer Person oder einer Personengrup- pe aus, mit dem Ziel, durch breite persönliche Identifikation in der Bevölkerung die Kriegsbegeisterung oder -zustimmung zu fördern. Häufig gehen damit Verkürzungen der historischen Wahrheit, Schwarz- Weiß-Bilder und Missbrauch persönlichen Leids zu Propagandazwecken einher. Zum Beispiel: Jessica Lynch Die US-Gefreite Jessica Lynch wurde im Irak-Krieg schwer verletzt, von ihrer Einheit aus einem irakischen Krankenhaus befreit und zu Hause zu einer Heldin des Krieges. Doch sie wehrt sich gegen den Miss­ brauch ihres Leids. „Seit ihrer Heimkehr nach Pa- lestine, West Virginia, ist Jessica Lynch dort nur selten gesehen worden. Meistens sitzt die Ge- freite Lynch im Rollstuhl oder sie geht auf Krücken. Sieben Monate sind seit ihrer Verwun- dung, Gefangennahme und Be- freiung im Irak vergangen, doch immer noch kann sie höchstens 40 Schritte gehen. Arme und Beine, vielfach gesplittert, wachsen nur langsam wieder zusammen. Erst vor zwei Mo- naten wurde die Stahlklammer abmontiert, die das linke Schienbein stützte.“ „Jedes Mal, wenn Jessica Lynch das Haus ihrer Eltern verlässt, begegnet sie ihrem zweiten Ich. Jenem Bild, das sich FreundIn- nen und Nachbarn, ja viele ih- rer Landsleute während ihrer Abwesenheit von ihr gemacht haben. Binnen Sekunden ist sie dann von Menschen umringt, die nichts anderes wollen, als sie anzuschauen oder zu berühren – so, als gingen heilende Kräfte von ihr aus. Kameras klicken. Ein Kind fragt: ‚Mama, ist dies das Mädchen aus dem Fernse- hen?‘ Und immer wieder hört sie: ‚Jessica, Sie sind eine Hel- din.‘ Was damals im Südirak tatsäch- lich geschah, ist immer noch umstritten: Die erste Version war jene frohe Botschaft, nach der eine Nation dürstete, deren Truppen gerade im irakischen Wüstensand fest- saßen: Eine Heldin feuerte in aussichtsloser Lage wie Rambo auf den männlichen Feind, 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 38 40 42 44 46 48 50 52 54 Einen Kommentar schreiben Schritt 1: Planen Schreiben 6  Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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