sprachreif HAK/HTL 3, Schulbuch

175 seiner Tochter, seinen Bekannten im Kaffeehaus. – – Um Gottes willen, morgen seh’ ich ihn ja wieder! Wenn ich morgen ins Kaffeehaus komm’, sitzt er wieder dort wie alle Tag’ und spielt sei- nen Tapper 3 mit dem Herrn Schlesinger und mit dem Kunstblumenhändler … Nein, nein, das geht ja nicht, das geht ja nicht … Wenn ich ihn seh’, so hau’ ich ihn zusammen … Nein, das darf ich ja nicht … gleich hätt’ ich’s tun müssen, gleich! … Wenn’s nur gegangen wär’! Ich werd’ zum Obersten geh’n und ihm die Sache melden … ja, zum Obersten … Der Oberst ist immer sehr freundlich – und ich werd’ ihm sagen: Herr Oberst, ich melde gehorsamst, er hat den Griff gehalten, er hat ihn nicht auslassen es war genau so, als wenn ich ohne Waffe gewesen wäre … – Was wird der Oberst sagen? – Was er sagen wird? – Aber da gibt’s ja nur eins: quittieren mit Schimpf und Schand’ – quittieren! […] … – Da ist das Café Hochleitner … Sind jetzt gewiss ein paar Kameraden drin … vielleicht auch einer oder der andere, den ich kenn’ … Wenn ich’s dem ersten Besten erzählen möcht’, aber so, als wär’s einem andern passiert? … – Ich bin ja schon ganz irrsinnig …Wo lauf ’ ich denn da he- rum? Was tu’ ich denn auf der Straße? – Ja, aber wo soll ich denn hin? Hab’ ich nicht zum Leidin- ger wollen? Haha, unter Menschen mich nieder- setzen … ich glaub’, ein jeder müsst’ mir’s an- seh’n … Ja, aber irgendwas muss doch gescheh’n … Was soll denn gescheh’n? … Nichts, nichts – es hat ja niemand was gehört … es weiß ja nie- mand was … in dem Moment weiß niemand was … Wenn ich jetzt zu ihm in die Wohnung ginge und ihn beschwören möchte, dass er’s nie- mandem erzählt? … – Ah, lieber gleich eine Kugel vor den Kopf, als so was! … Wär’ so das Gescheiteste! …Das Gescheiteste? Das Geschei- teste? – Gibt ja überhaupt nichts anderes … gibt nichts anderes … […] Ich möcht’ wissen, wer sich am meisten kränken möcht’? …Die Mama, oder die Steffi? […] Beim Regiment – kein Mensch hätt’ eine Ahnung, wa- rum ich’s getan hab’ … sie täten sich alle den Kopf zerbrechen … warum hat sich denn der Gustl umgebracht? – Darauf möcht’ keiner kom- men, dass ich mich hab’ totschießen müssen, weil ein elender Bäckermeister, so ein nieder- trächtiger, der zufällig stärkere Fäust’ hat … es ist ja zu dumm, zu dumm! – Deswegen soll ein Kerl wie ich, so ein junger, fescher Mensch … Ja, nachher möchten’s gewiss alle sagen: das hätt’ er doch nicht tun müssen, wegen so einer Dumm- heit; ist doch schad’! … Aber wenn ich jetzt wen immer fragen tät’, jeder möcht’ mir die gleiche Antwort geben … und ich selber, wenn ich mich frag’ … das ist doch zum Teufelholen … ganz wehrlos sind wir gegen die Zivilisten …Da mei- nen die Leut’, wir sind besser dran, weil wir ei- nen Säbel haben … und wenn schon einmal ei- ner von der Waffe Gebrauch macht, geht’s über uns her, als wenn wir alle die geborenen Mörder wären … In der Zeitung möcht’s auch steh’n. … „Selbstmord eines jungen Offiziers“ … Wie schreiben sie nur immer? … „Die Motive sind in Dunkel gehüllt“ … Haha! … „An seinem Sarge trauern …“ […] 1 sofort, auf der Stelle 2 still 3 Tapp-Tarock bzw. Wiener Tappen, ein Kartenspiel für drei Personen QUELLE: http://gutenberg.spiegel.de/buch/leutnant-gustl-5342/1 ; (abgerufen am 21.08.2016, Rechtschreibung adaptiert) Am Ende „muss“ Gustl sich doch nicht selbst töten, da ihm der Kellner in seinem Stammkaffeehaus vom Tod des Bäckermeisters, den in der Nacht ein Schlaganfall ereilt hat, berichtet. Frisch fröhlich bereitet sich Gustl daraufhin auf ein bereits ausgemachtes Duell am Nachmittag vor. Lesen Sie online unter https://gutenberg.spiegel.de/buch/die-welt-von-gestern-6858/2 das Vorwort des Romans Die Welt von Gestern von Stefan Zweig, den er im brasilianischen Exil vor seinem Tod 1942 verfasste. Notieren Sie sich, wie Zweig das Ende der Monarchie und die beiden Weltkriege beschreibt, und unterstreichen/markieren Sie Zweigs persönliche autobiografische Erinnerungen. Recherchieren Sie online verschiedene Podcasts über Arthur Schnitzler. Notieren Sie, welche Aspekte seines Lebens bzw. Schaffens behandelt werden. Erläutern Sie, wie Sie eine Hypotaxe und eine Parataxe erkennen können. 4  Ó eh7pn7 5  Ó 6  66 68 70 72 74 76 78 80 82 84 86 88 90 92 94 96 98 100 102 104 106 108 110 112 114 116 118 120 122 124 126 128 130 Lesen Reflexion Medien Sprach- reflexion Reflexion Literatur Kompetenz- check N ur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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