sprachreif HAK/HTL 3, Schulbuch

158 überblick. Vor allem der Mittel- bau falle weg, sagt er, meint da- mit mittelgroße Geschäfte ohne Spezialisierung. Alle aktuellen Zahlen der Bran- che haben ein Minus davorste- hen. So sind laut Studien und Untersuchungen des Hauptver- bandes des Österreichischen Buchhandels (HVB) und der Wirtschaftskammer (WKO) von 2015 auf 2016 rund 3,6 Pro- zent der Verkaufsflächen im sta- tionären Buchhandel weggefal- len und haben sich seit 2010 Umsätze und Beschäftigtenzahl um je rund 20 Prozent verrin- gert. Aktuellere Zahlen sind nicht zu haben. Etwa 5000Men- schen waren 2017 im Buchhan- del angestellt, schätzt die WKO. Sie mahnt, alle Zahlen mit Vor- sicht zu genießen. Denn „Buch- händler“ bedeutet nicht, dass ein Unternehmen sein ganzes Geld mit Büchern verdient. Chance Mischbetrieb Mischbetriebe vertreiben Bü- cher, CDs, Schreibwaren, Spiel- zeug und diverse Geschenkarti- kel unter einem Dach. Was wie viel Anteil am Umsatz hat, drö- seln sie oft nicht auf. Thalia gibt an, dass das Non-Books-Seg- ment 35 Prozent seines statio- nären Umsatzes ausmacht. Ein Spitzenwert. Zum anderen nagt der Online- handel kräftig am stationären – führt jenem aber auch Umsatz zu. Denn fast alle heimischen Büchereien, auch die kleinsten, betreiben inzwischen Web- shops. So kommt es, dass Bene- dikt Föger, Präsident des HVB, den Umgang der Branche mit der Digitalisierung ein „Best- Practice-Beispiel“ nennt. Auch auf Facebook etc. findet man die Betriebe. Neue Technolo- gien zu nutzen gehört für Schö- berl zu Professionalität dazu. Föger sieht die Börsenver- eins-Studie auch deshalb bloß halb so tragisch, weil sie auf Ös- terreich nur „in der Tendenz“, nicht aber „im Ausmaß“ zutref- fe. Der heimische Markt sei mit dem deutschen nicht 1:1 ver- gleichbar, vieles passiere bei uns weniger dramatisch und später. Aber schiebt das das Problem nicht bloß hinaus? Alles, was die Attraktivität des Buches wieder steigere und Aufmerksamkeit darauf lenke, sei gut, sind sich alle Befragten einig. Einen echten, konkreten Lösungsansatz, um Junge von Smartphone und Netflix wieder stärker zum gedruckten Wort hinzuziehen, hat aber keiner. Die Branche, die Politik, auch Schulen seien gefordert. Dass Buch aber nicht gleichbe- deutend mit Literatur ist, wie es in der Debatte den Anschein hat, spielt für den Handel auch eine Rolle. „Ich will nicht, dass Literatur verschwindet, aber ich muss nicht nur von Schöngeis- tigem leben“, sagt Ulla Harms, die im 15. Wiener Bezirk das Buchkontor betreibt. „Ich sehe mich nicht nur als jemand, der Literatur verkauft, sondern auch als Wissensvermittlerin. Reiseführer oder Sachbücher verkaufe ich genauso gern wie einen Thomas Bernhard.“ Für sie geht es darum, „einen anderen Zugang zum Produkt Buch zu finden“. Gerade Krisen wie beim Aufkommen des E-Books hätten positive Impul- se auf die Branche ausgeübt, meint Harms. Manche Verlage hätten sich nach Jahren von bil- liger Überproduktion plötzlich wieder um wertiges Papier und schöne Umschläge bemüht. Eine Chance in der aktuellen Si- tuation sieht auch Stefan Mödritscher vom Familienun- ternehmen Morawa. Der Um- satz von 50 Millionen ging zu- letzt um zwei Prozent zurück, besorgt klingt Mödritscher aber nicht. Die Menschen hätten Sehnsucht nach Geschichten, sagt er. Was die Branche aber nicht brauche, sei „more of the same“. Also etwa weitere Imita- tionen von Dan-Brown-Thril- lern. Billigen Ratgebern grabe schon lange das Internet die Klientel ab. Verlage werden sich wieder mehr mit den Bedürf- nissen der Kunden beschäftigen (müssen), glaubt Mödritscher. Aufgabe des Buchhändlers sei es zu kuratieren, Kunden er- warten von ihm ein „Qualitäts- siegel“. Auch Medien sehen viele in der Pflicht. Der Platz, den Bücher dort einnehmen, wird kleiner. Der daraus folgenden Fokussie- rung auf wenige Titel versuchen Händler oft im Geschäft entge- genzusteuern. Doch „die Spit- zen sind spitzer geworden“, so Mödritscher. Über 730 Millionen Euro setz- ten Bücher und Zeitschriften in Geschäften zuletzt um, der On- linehandel ist beachtlich, ge- naue Zahlen gibt es aber nicht. Dass die Gewinne für Händler schon lange gering sind, be- streitet niemand. Durch die jüngste Pleite des zweitgrößten Auslieferers werden die Zustell- kosten für den Handel dem- nächst auch noch steigen. Die heimischen Buchhändler stehen vor Herausforderungen, sind aber nicht mutlos. QUELLE: https://derstandard.at/2000083441000/Wie-schlimm-es-um-den-Buchmarkt-bestellt-ist ; (abgerufen am 31.07.2018) 74 76 78 80 82 84 86 88 90 92 94 96 98 100 102 104 106 108 110 112 114 116 118 120 122 124 126 128 130 132 134 136 138 140 142 144 146 148 150 152 154 156 158 160 162 164 166 168 170 172 174 176 178 180 182 184 186 188 190 192 194 196 198 200 202 204 206 208 210 212 214 216 218 220 Lesen 5  Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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