sprachreif HAK/HTL 2, Schulbuch

76 Fast eine Fremdsprache: Das Althochdeutsche Das Althochdeutsche ist keine einheitliche Sprache, wie wir es – zumindest in Bezug auf schriftliche Aufzeichnungen – vom Hochdeutschen heute kennen. Es ist ein zusammenfassender Begriff für zahlreiche Dialekte germanischer Stämme. Daher gab es auch keine gemeinsame schriftliche Form. Für uns erscheint das Althochdeutsche nahezu wie eine Fremdsprache, da wir nur mehr wenige Wörter überhaupt identifizieren können. Der Grund dafür liegt unter anderem in der zweiten Lautver- schiebung, die die deutsche Sprache umfassend verändert hat. Im Folgenden sollen Sie einen Eindruck davon bekommen, wie sich das Althochdeutsche anhörte. Lesen Sie die folgenden Textauszüge, die im Althochdeutschen verfasst sind. Suchen Sie anschlie- ßend online nach der Übersetzung ins Neuhochdeutsche und vergleichen Sie die beiden Versionen. Welche Wörter sind sich noch ähnlich? Erstellen Sie eine Liste. A2 Auszug aus den Merseburger Zaubersprüchen sose benrenki, sose bluotrenki, sose lidirenki: ben zi bena, bluot zi bluoda, lid zi geliden, sose gelimida sin. QUELLE: http://www.linguistics.ruhr-uni-bochum.de/~strunk/Deutsch/ mersebur.htm ; (abgerufen am 10.07.2015) Hildebrandslied ( 8. Jahrhundert Fulda) Ik gihorta dat seggen, dat sih urhettun ænon muotin, Hiltibrant enti Hadubrant untar heriun tuem. sunufatarungo iro saro rihtun. QUELLE: http://www.linguistics.ruhr-uni-bochum.de/~strunk/Deutsch/ hildebra.htm ; (abgerufen am 10.07.2015) Die 2. Lautverschiebung Die 2. Lautverschiebung fand südlich der sogenannten „Benrather Linie“ statt. Diese Linie trennt die hochdeutschen von den niederdeutschen Dialekten und wird auch häufig ick-ich-Linie genannt, was sich auf die Konsonantenverschiebung bezieht, die südlich stattgefunden hat, sich nördlich aber nicht auf die Sprache ausgewirkt hat. Im Zuge der 2. Lautverschiebung wurden zum Beispiel p zu pf oder f und t zu s, z oder tz. Schon etwas leichter verständlich: Das Mittelhochdeutsche Mit dem Mittelhochdeutschen, das in Schriftstücken um das 12. und 13. Jahrhundert auftaucht, war die Entwicklung der deutschen Sprache schon so weit fortgeschritten, dass sie viele uns bekannt erscheinende Elemente enthält und weit weniger fremd auf uns wirkt. Der folgende Textauszug ist für uns bereits recht gut verständlich. Dû bist mîn, ich bin dîn Dû bist mîn, ich bin dîn: des solt dû gewis sîn. dû bist beslozzen in mînem herzen: verlorn ist daz sluzzelîn: dû muost ouch immer drinne sîn. QUELLE: http://www.staff.uni-mainz.de/pommeren/Gedichte/dubistmin.html ; (abgerufen am 10.07.2015) Fassen Sie in zwei bis drei kurzen Sätzen zusammen, worum es in dem Gedicht geht. Ó z7n4y8 A3 Sonderseiten Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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