sprachreif HAK/HTL 2, Schulbuch

151 Üblicherweise ist die Meinung der Kritikerin oder des Kritikers zum jeweiligen Werk und dessen Darstellung bzw. Umsetzung deutlich erkennbar. Darüber hinaus sollten Argumente vorhanden sein, die das Publikum vom Wahrheitsgehalt des Geschriebenen überzeugen. Eine gelungene Rezension wägt Positives und Negatives ab und illustriert Behauptungen mit Beispielen (siehe dazu Argumentieren auf S. 86.). Suchen Sie in einer Tageszeitung nach einer Rezension zu einem Buch oder einem Theater- stück. Bringen Sie diese in die Stunde mit und diskutieren Sie in Gruppen von drei bis vier Personen, welche der mitgebrachten Rezensionen besonders gut gelungen und für Sie gut nachvoll- ziehbar sind. Begründen Sie Ihre Auswahl. Die Theaterkritik Theaterkritiken informieren die Leserschaft nicht nur über die Inhalte und Formulierung des Erzähl- ten, sondern sind noch um den Aspekt der Darstellung erweitert. Das heißt, sie beziehen auch die Leistung der Regisseurin oder des Regisseurs, der Schauspielerinnen und Schauspieler, die Bühnen- gestaltung, die Beleuchtung, die musikalische Gestaltung etc. mit ein. Gerade bei klassischen Stücken, die ganz neu interpretiert werden, ist dieser zusätzliche Aspekt oft der entscheidende. Lesen Sie die folgende Rezension über das Theaterstück Die Physiker von Friedrich Dürrenmatt. Markieren Sie im Text, wo das Geschriebene eindeutige subjektive Wertungen enthält. C A14 A15 „Die Physiker“: Die Welt als Irrenhaus, in dem Irre die Irren als Irre entlarven Von Guido Tartarotti | 15.11.2014 Das Volkstheater zeigt „Die Physiker“ als Groteske mit einer geisterhaften Vera Borek. „Die Physiker“ von Friedrich Dürrenmatt, 1962 mit riesigem Erfolg uraufgeführt, ist heute vor allem ein Deutschunterrichts-Klassiker. Die im Stück verhandelten Fragen – wie frei oder neu- tral darf Wissenschaft sein, führt Atomspaltung zwingend auch zur Atombombe? – eignen sich ideal für eine Deutschschularbeit. Der Plot: Der geniale Physiker Möbius will sich und seine Erkenntnisse im Irrenhaus begraben. Er spielt, ihm erscheine der König Salomo. Zwei Berufskollegen, die vorgeben, sich für Newton bzw. Einstein zu halten, sind von ihren Staats- mächten auf Möbius angesetzt. Möbius gelingt es, seine Kollegen zu überzeugen, dass ihnen nur das Exil im Irrenhaus bleibt – zu gefährlich ist sein Wissen. Doch Anstaltsleiterin Dr. von Zahnd hat Möbius’ Manuskripte heim- lich kopiert. Sie ist die wahre Verrückte, die von Weltherrschaft träumt und sich von Salomo aus- erwählt fühlt. Das Stück wird in Österreich gar nicht so oft ge- spielt, wie man glauben würde. Das Volkstheater zeigte es zuletzt 1999. Rainer Frieb, der diesmal den Einstein verkörpert, spielte damals den Newton (den diesmal Erich Schleyer gibt; Thomas Kamper ist ein koboldhafter Möbius). 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 Merkenswert: Die Rezension/Kritik • Eine klare Zielgruppe wird angesprochen. • Inhaltliche Aspekte werden geschildert. • Eine subjektive Bewertung ist deutlich erkennbar. • Die persönliche Meinung wird sachlich argumentiert. • „Beweise“ für Behauptungen werden erbracht. • Die Kritikerin/der Kritiker besitzt umfas- sende Kenntnisse in ihrem/seinem Fachgebiet. • Nicht nur Negatives wird gesehen. Lesen Nur zu Prüfzw cken – Eigentum des Verlags öbv

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