sprachreif HAK/HTL 2, Schulbuch

129 Epik, Lyrik und Dramatik des Barock Merkenswert: Der/Das Barock Vor dem Hintergrund des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) regieren im barocken Europa Herrscher absolut und „von Gottes Gnaden“ ; sie müssen sich allein dem Allmächtigen gegenüber für ihr Tun verant- worten. Das Lebensgefühl der Barockmenschen ist gekennzeichnet durch ein Spannungsfeld aus Todes- mystik (von griech. mystikós , geheimnisvoll) und gierigem Lebensdurst . Man strebte danach, der deut- schen Sprache einen Stellenwert einzuräumen, es wurden Sprachgesellschaften gebildet (z. B. der Palmorden). Sehen Sie zu diesem Thema auch die Sonderseiten 141 f. Der Begriff „Barock“ selbst kommt aus der Kunstgeschichte, man bezeichnet damit den neuen, prunkvollen Baustil , der ab etwa 1540 über die Alpen kam und das Aussehen zahlreicher Bauwerke wie Schlösser, Kirchen und Klöster und später auch die Häuser reicher Bürger prägte. Auch in der Musik erscheint der Begriff Barock für die Verherrlichung Gottes in der Kirchenmusik sowie zur Unterhaltung des Adels. Aus Italien übernimmt man die Oper , die mit gewaltigem Aufwand präsen- tiert. Das oberste Ziel ist es immer, Gott und den Herrschern zu huldigen sowie diese zu verherrlichen, dies zeigt sich auch in barocken Gemälden. Ein barockes Sonett als literarisches Beispiel Daniel Casper von Lohenstein: O BIOS ESTI KOLOKYNTHÄ (gr.)/Das Leben ist ein Kürbis. 1 Dis Leben ist ein Kürbis/die Schal’ ist Fleisch und Knochen; Die Kerne sind der Geist/der Wurmstich ist der Tod; Des Alters Frühling mahlt die Blüthe schön und roth / Jm Sommer/wenn der Saft am besten erst sol kochen / So wird die gelbe Frucht von Kefern schon bekrochen / Die morsche Staudte fault/der Leib wird Asch’ und Koth; Doch bleibt des Menschen Kern der Geist aus aller Noth / Er wird von Wurm’ und Tod und Kranckheit nicht gestochen. Er selbst veruhrsacht noch: Daß eine neue Frucht / Ein unverweßlich Leib aus Moder Asch’ und Erde / Auf jenen grossen Lentz 2 im Himmel wachsen werde. Warumb denn: daß mein freind mit Thränen wider sucht Die itzt entseel’te Frau? die Seel’ ist unvergraben / So wird er auch den Leib dort schöner wieder haben. QUELLE: http://wrttn.me/89ec25/ ; (abgerufen am: 03.08.2015) Lesen Sie gemeinsam mit Ihrer Partnerin oder Ihrem Partner das Gedicht Das Leben ist ein Kürbis und bespre- chen Sie barocke Motive und Symbole, die darin vorkom- men. Notieren Sie am Rand Ihre Gedanken. Suchen Sie auch nach Merkmalen barocker Sonette (Aufbau, Versfuß etc.) A40 B 2 4 6 8 10 12 14 Notizen Vergänglichkeit des Kürbis = das Leben an sich. Die vier Jahreszeiten könnten … bezeichnen. Moder, Asche, Erde -> Vanitas- Motiv, alles ist vergänglich „Lentz im Himmel“ = … „entseelte Frau“ = … „Thränen“ = … 1 Originial-Rechtschreibung übernommen. 2 auch: Lenz = Frühling. Merkenswert: Das barocke Sonett Diese im Barock sehr beliebte Gedichtform besteht aus 14 Versen in Jamben (Jambus = Versfuß = Senkung + Hebung) mit vier, fünf oder sechs Hebungen. Zwei Quartette (Vierzeiler) werden mit zwei Terzetten (Dreizeiler) zu- sammengesetzt. Reflexion Literatur Nur zu Prüfzweck n – Eig entum des Verlags öbv

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