sprachreif HAK/HTL 2, Schulbuch

102 Lesen Sie die folgende Fabel in der (modernisierten) Fassung von Martin Luther und erklären Sie, inwieweit die Leserschaft von dieser Geschichte „belehrt“ werden sollte. Welche Schlussfolgerungen können Sie für Ihr eigenes Leben aus der Fabel ziehen? Martin Luther: Von der Stadtmaus und der Feldmaus Eine Stadtmaus ging spazieren und kam zu einer Feldmaus. Die tat sich gütlich an Eicheln, Gers- ten, Nüssen und woran sie konnte. Aber die Stadtmaus sprach: „Was willst du hier in Armut leben! Komm mit mir, ich will dir und mir ge- nug schaffen von allerlei köstlicher Speise.“ Die Feldmaus zog mit ihr hin in ein herrlich schönes Haus, darin die Stadtmaus wohnte, und sie gin- gen in die Kammern, die voll waren von Fleisch, Speck, Würsten, Brot, Käse und allem. Da sprach die Stadtmaus: „Nun iss und sei guter Dinge. Solcher Speise habe ich täglich im Überfluss.“ Da kam der Kellner und rumpelte mit den Schlüsseln an der Tür. Die Mäuse erschraken und liefen davon. Die Stadtmaus fand bald ihr Loch, aber die Feldmaus wusste nirgends hin, lief die Wand auf und ab und gab schon ihr Le- ben verloren. Da der Kellner wieder hinaus war, sprach die Stadtmaus: „Es hat nun keine Not, lass uns guter Dinge sein.“ Die Feldmaus ant- wortete: „Du hast gut reden, du wusstest dein Loch fein zu treffen, derweil bin ich schier vor Angst gestorben. Ich will dir sagen, was meine Meinung ist: bleib du eine Stadtmaus und friss Würste und Speck, ich will ein armes Feldmäus- lein bleiben und meine Eicheln essen. Du bist keinen Augenblick sicher vor dem Kellner, vor den Katzen, vor so vielen Mäusefallen, und das ganze Haus ist dir feind. Von alldem bin ich frei und bin sicher in meinem armen Feldlöchlein.“ Wer reich ist, hat viel Sorge. QUELLE: http://gutenberg.spiegel.de/buch/martin-luther-fabeln-272/1 ; (abgerufen am 12.04.2015) (angepasst an die aktuelle Rechtschreibung) Sie möchten eine Stellungnahme zum Thema „Das Buch – ein Auslaufmodell?“ auf Facebook posten. Legen Sie Ihren Standpunkt zum Thema dar und begründen Sie diesen. Ordnen Sie den folgenden Sprichwörtern jeweils ein Thema aus der vorgegebenen Wortbox zu. Schaden zufügen Grund/Ursache keine Gefahr zu große Menge von Mitarbeitenden Unehrlichkeit Beharrlichkeit Unbekanntes/Fremdes Da liegt der Hase im Pfeffer. Das kommt mir spanisch vor. Steter Tropfen höhlt den Stein. Wer andern eine Grube gräbt, fällt selbst hinein. Lügen haben kurze Beine. Hunde, die bellen, beißen nicht. Viele Köche verderben den Brei. 4 5 6 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 Reflexion Medien Sprach- reflexion Reflexion Literatur 3 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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