sprachreif HAK/HTL 1, Schulbuch

152 Leihopa: Großvater auf Bestellung Von red | 19.2.2016 In Österreich gibt es immer mehr „Leihopas“ – Nun fragt eine Studie, was Pensionisten dazu bringt, auf fremde Kinder aufzupassen Beide Eltern sind berufstätig, der Kindergarten ist geschlossen. Eigene Großeltern sind nicht zur Hand – weil sie in einem anderen Bundesland leben, weil sie krank sind, oder weil es sie schlicht nicht mehr gibt. Viele Mütter und Väter greifen in dieser Situation auf das wachsende Angebot sogenannter Leihomas zurück – also ältere Frau- en, die sich um fremde Kinder kümmern. Zum gut eingeführten Bild dieser in die Jahre ge- kommenen Tagesmütter gesellt sich mehr und mehr auch der Leihopa. Was bewegt diese Män- ner, fremde Kinder imKinderwagen durch Parks zu schieben, mit ihnen zu spielen, eine Art päda- gogischer Dienstleister in einer fremden Familie zu sein? Betätigen sich als Leihopas vor allem Männer, die glauben, ihre Kompetenzen bei den eigenen Kindern nicht ausreichend eingebracht zu haben? Oder wollen Leihopas ihre Pension mit einem kleinen Zuverdienst aufbessern? Die- se Fragen ergründet derzeit ein Team von Sozio- loginnen und Soziologen an der Goethe-Univer- sität Frankfurt amMain. Im Kontext schwelender Debatten Das Thema sei gleich für drei große soziologi- sche Debatten der Gegenwart relevant, sagen die Forscherinnen und Forscher: für die Debatte um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und die daraus entstehenden erzieherischen Versor- gungslücken in den Familien, für die Debatte um die (Re-)Aktivierung der „jungen Alten“ für den Dienst an der Gesellschaft, und schließlich für die Debatte um prekäre Arbeitsverhältnisse, die keine ausreichende Altersvorsorge ermöglichen. „Moderner Erziehung etwas entgegensetzen“ „Begünstigende Faktoren sind das Fehlen eige- ner Enkelkinder, ein emotionales Bindungsinter- esse zu einem Kind, der Wunsch, sich durch den Kontakt zu Kindern jung zu halten, und den Kindern damit zugleich die Erfahrung zu er- möglichen, mit ,Älteren‘ in Kontakt zu treten“, skizzieren die Wissenschaftler die bisher ausge- machten Motive. Das Team um die Soziologie- professorinnen Birgit Blättel-Mink und Alexan- dra Rau hat 28 Projekte recherchiert, die ehrenamtliche Leihgroßeltern mit Familien in Kontakt bringen. Im nächsten Schritt werden vertiefende Interviews mit den ermittelten Leih­ opas und – zum Vergleich – mit einigen Leih­ omas geführt. Konfliktpotential „Manche ältere Menschen haben auch das Ge- fühl, sie müssten der ‚modernen‘ Erziehung et- was entgegensetzen“, sagt Birgit Blättel-Mink – wobei die befragten „Leihopas“ ihre eigene Position ausschließlich als Freizeitgestalter, nicht als Erzieher hätten verstanden wissen wollen. Die Forscher sagen auch, dass voneinander ab- weichende Auffassungen von den Aufgaben des Leihopas zu Schwierigkeiten und Spannungen führen können. Wie Eltern und Leihopas in so einem Fall ihre unterschiedlichen Ansichten und Bedürfnisse aushandeln, wird die Studie, die noch bis November 2016 läuft, in einem nächs- ten Schritt beleuchten. Bei den ersten Interviews wurde den Wissen- schaftlern bereits klar: Oft kommen Männer erst durch ihre Partnerinnen zur Betreuung von fremden Kindern. Und manche schrecken dann doch davor zurück: In der Außenwahrnehmung habe es oft noch etwas Verdächtiges, wenn sich ältere Männer mit Kindern abgeben. QUELLE: http://derstandard.at/2000031390976/Leihopa-Grossvater-auf-Bestellung?ref=rec; (abgerufen am 12.05.2016) 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 38 40 42 44 46 48 50 52 54 56 58 60 62 64 66 68 70 Lesen Schreiben 5  Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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