sprachreif HAK/HTL 1, Schulbuch

109 Ein Exzerpt schreiben Schritt 1: Planen Netzwerke dienen nicht nur dem Austausch mit den Freunden, son- dern auch als „elternfreie Zone“. Damit reagieren die Jugendlichen auf die Erfahrung, dass die traditionellen Lebensentwürfe der Eltern für sie selbst nur noch begrenzte Gültigkeit haben. Neben den Freun- den werden die Medien als Orientierungshilfe immer bedeutsamer für sie. Gleichzeitig empfinden die Jugendlichen einen starken Leis- tungsdruck. Auf diese Unsicherheiten reagieren die 14- bis 17-Jährigen aber we- der mit Protest noch mit Pessimismus, sondern mit „Bewältigungs- optimismus“, wie es die Forscher nennen. Rebellion ist für sie kein Thema. „Die Jugendlichen entfernen sich ‚friedlich‘ vom Elternhaus“, heißt es in der Studie, die im Auftrag mehrerer Organisationen, da- runter die Bundeszentrale für politische Bildung, der Bund der Deutschen Katholischen Jugend und die Deutsche Kinder- und Ju- gendstiftung, erstellt wurde. Befragt wurden bundesweit 72 Jugend- liche im Alter von 14 bis 17 Jahren in ausführlichen Interviews zwi- schen Juni 2011 und August 2011. Die Unsicherheit innerhalb der Gesellschaft ist nach Angaben der Forscher bei jungen Menschen besonders deutlich spürbar. Als frus- trierend empfinden viele Heranwachsende, vor allem an ihrer Leis- tungsfähigkeit gemessen zu werden. Dennoch verweigern sie sich dem Leistungsdruck nicht. Statt wie andere Generationen die Ver- hältnisse infrage zu stellen, begreifen sie die hohen Anforderungen auch als Herausforderung. Aus diesem Grund fangen viele von ihnen bereits früh an, ihr Leben zu planen, und zwingen sich gleichzeitig dazu, flexibel zu bleiben. Die Jugendlichen von heute sind bereit, hart zu arbeiten, aber sie wollen auch hart feiern. Sie wollen sparsam sein und sich gleichzeitig etwas leisten können. Größer geworden ist das Bedürfnis nach Halt und Sicherheit. Viele der Jugendlichen wün- schen sich eine eigene Familie, schätzen es jedoch als schwierig ein, in ihrem Leben den richtigen Zeitpunkt für die Familienplanung zu definieren. Sieben jugendliche Lebenswelten identifiziert die Studie: Am tradi- tionellsten geprägt ist das konservativ-bürgerliche Milieu. Wer ihm angehört, ist familien- und heimatorientiert, bodenständig, hat ein Bewusstsein für Traditionen und ist bereit, Verantwortung zu über- nehmen. Jugendliche der sozialökologischen Gruppe sind gemein- wohlorientiert, sie legen auf Nachhaltigkeit Wert, haben eine sozialkritische Grundhaltung und sind offen für alternative Lebens­ entwürfe. Die Gruppe der materialistischen Hedonisten stammt überwiegend aus bildungsfernen Schichten, ist freizeit- und famili- enorientiert und hat ausgeprägte Konsumwünsche. Für experimen- talistische Hedonisten steht das Leben im Hier und Jetzt im Vorder- grund, sie wollen vor allem Spaß haben. Als Prekäre gelten Jugendliche mit schwierigen Startvoraussetzungen, die nach Orien- tierung und Teilhabe streben. Expeditive werden in der Studie jene Jugendlichen genannt, die erfolgs- und lifestyleorientiert sind und 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 38 40 42 44 46 48 50 52 54 56 58 60 Schreiben Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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