sprachreif HAK/HTL 1, Schulbuch

105 Einen Fachartikel kritisch lesen und verstehen können Wenn Sie in Lexika, Fachartikeln oder Ähnlichem recherchieren, fällt Ihnen sicherlich auf, dass die Sprache, in der diese Texte verfasst sind, sich von anderen Texten unterscheidet: Man nennt dies Fachsprache oder, im engeren Sinne bei unserem Beispiel, wissenschaftliche Sprache . Auch Texte, die sich mit einem bestimmten Thema beschäftigen, bedienen sich eines speziellen Fachvokabulars (zum Beispiel Fußballanalysen oder Wirtschaftsreportagen). Folgender Text wurde vom Institut für Jugendkulturforschung herausgegeben. Die fett hervorgehobenen Passagen/Begriffe sollen Ihnen zeigen, welche Zielgruppe der Text (vermutlich) hat und mit welchen Mitteln die Verfasserin den Eindruck von Kompetenz und Professionalität vermitteln möchte: Beate Großegger: Selbstverständnis der Jugend heute und damals In der heutigen Zeit scheinen „Politisierung“ und „Jugendkultur“ demnach ebenso wenig kompatibel wie „trend relevante jugendkultu- relle Praxen“ und „gesellschaftliche Aufbruch- stimmung“. Jugendliche sagen heute auch meist offen, dass sie es satthaben, von politisierten Alt- und Post- 68ern mit lehrmeisterlicher Stimme immer wie- der zu hören: „Wenn euch etwas anstinkt, müsst ihr eben dagegen protestieren.“ Hakt man nach und fragt man diese Jugendli- chen, warum sie so denken, verweisen sie selbst- bewusst auf die aus ihrer Sicht relative Erfolg- losigkeit ihrer Vorgängergenerationen. Und die Kritischen unter ihnen zögern auch nicht, auf eine von den 68ern und Post-68ern oft nur halb- herzig abgewehrte Vereinnahmung durch das einst so radikal in Frage gestellte System zu verweisen. Wenn heute jugendkulturell aufbegehrt wird, stehen die Zeichen eher auf Provokation als auf Revolution . Und dabei gilt: Die Provokationen, die gesetzt werden, sind großteils nicht politisch motiviert und – gemessen an der schrillen Fül- le an Möglichem und Unmöglichem, mit dem die an Tabubrüchen weitgehend ausgereizte Postmoderne aufwarten kann – alles in allem auch eher zahm. Abgesehen davon gilt in der Mediengesellschaft, in der die heutige Jugend heranwächst, das Gesetz „Sensationen bringen Quote“. Wer etwas Radikales macht, landet heu- te vermutlich eher in der nächstbesten Talkshow, als dass er damit nachhaltig die Welt verändern wird. Tatsächlich gibt es kaum mehr Bereiche, wo es Jugendlichen wirklich noch gelingt, das Estab- lishment aus der Reserve zu locken – von Kiffen, Tätowierungen, Sex im öffentlichen Raum bis zu Merkenswert: Wie überprüft man die Glaubwürdigkeit einer Quelle? • • Autorin/Autor: Was macht die Verfasserin bzw. den Verfasser des Textes zu einer Expertin oder einem Experten? Ist keine Urheberin bzw. kein Urheber des Textes angegeben bzw. die Herkunft des Textes unklar, handelt es sich meist um keine seriöse Quelle! • • Gestaltung: Ist der Text ansprechend und übersichtlich strukturiert? Findet man sich gut zurecht? Gibt es Anzeichen für Gestaltungsdefizite, wie zum Beispiel zu viele Farben oder zu wenige Absätze? • • Glaubwürdigkeit: Lassen sich die dargestellten Informationen anhand anderer Quellen überprüfen und bestätigen? • • Relative Aktualität: Entspricht der Text dem neuesten Forschungsstand? (Bei historischen Texten: Handelt es sich um ein vertrauenswürdiges historisches Dokument?) • • Zweck und Hintergrund: Behandelt der Text den Aspekt, den ich untersuchen möchte, ausreichend? Gibt es Gründe, den Inhalt des Textes anzuzweifeln? 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 38 Lesen Reflexion Medien Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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