querdenken - Geschichte und Politische Bildung 4, Schulbuch

99 Europäisierung Grundideen für ein geeintes Europa Der Zusammenhalt in Europa wurde meist dann besonders beschworen, wenn der Friede auf dem Spiel stand. Nach dem Ersten Weltkrieg warb der franzö- sische Außenminister Aristide Briand 1930 für eine europäische föderative Union. Die emotionalen und nationalen Gräben infolge des Krieges waren damals aber noch zu tief, sodass keine Nation in Europa zu dieser Einheit bereit war. Nach der Katastrophe des Zweiten Welt- kriegs beeinflussten die Siegermächte (USA, UdSSR, Großbritannien, Frankreich) das Schicksal Europas wesentlich mit. Allerdings unterschieden sich die Vor- stellungen der Siegermächte über die politische Entwicklung in Europa. Wäh- rend dem amerikanischen Präsidenten Franklin D. Roosevelt „Ein Europa“ vorschwebte, dachten sowohl Stalin als auch der britische Premierminister Winston Churchill an die Errichtung von unterschiedlichen Einflusszonen der Siegerstaaten. › Als die „Großen Drei“ wurden die drei Staatsober- häupter der alliierten Mächte USA, GB und UdSSR bezeich- net. Das Foto unten wurde zum Sinnbild für die begin- nende Ost-West-Teilung. Bei einem diplomatischen Treffen der drei alliierten Staatschefs, der Jalta-Konferenz, wurde vor allem über die Nachkriegsord- nung gesprochen. Die „Großen Drei“, Churchill, Roosevelt, Stalin, Konferenz von Jalta, Foto, 1945 O Globalisierung, S. 80 f. Menschenrechtsdenkmal vor dem Europarat in Straßburg, Foto, 2010 O Holocaust, S. 63 d7c4ck Errungenschaften des Europarats Reijn Dirksen, Plakat für das European Recovery Program (Marhallplan), 1950 A2 Arbeite aus dem Plakat die Absicht heraus, die die USA durch ihre Fördermaßnahmen nach dem Zweiten Weltkrieg verfolgten. Erkläre die Befürchtungen, die Churchill in seinem Telegramm äußert. Interpretiere die unterschiedlichen Vorstellungen zu einem geeinten Europa nach dem Zweiten Weltkrieg. (HMK) M7 M12 Die Lage in Europa beunruhigt mich zutiefst […] die Verkopplung [der russischen] Macht mit der Besetzung und Kontrolle so ungeheurer und weiter Gebiete, die von ihnen inspirierte kommunistische Taktik in so vielen anderen Ländern […] Ein eiserner Vorhang ist vor ihrer Front niedergegangen. Was dahinter vorgeht, wissen wir nicht. Telegramm Winston Churchills an Harry S. Truman, 1945, in: Lautemann, S. 574 f. Grundlagen für die Entwicklung einer europäischen Gemeinschaft Der Zusammenschluss westlicher europäischer Staaten nach 1945 entwickelte sich v. a. aus der Hoffnung heraus, dadurch den Frieden in Europa nachhaltig zu sichern. Dafür wollte man wirtschaftlich und politisch besser zusammenar- beiten und Gegensätze überwinden. Die Idee einer europäischen Bewegung wurde 1949 durch die Gründung des Europarats, mit Sitz in Straßburg, auf- gegriffen. Der Europarat ist nicht Bestandteil der EU, sondern vielmehr ein europäisches internationales Forum für Debatten. Die Beachtung humanitärer, rechtsstaatlicher und demokratischer Prinzipien sowie die Anerkennung der Grund- und Menschenrechte bilden die Basis des Europarates. Diese Werte und die Einsetzung eines „Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte“ (1959) gelten bis heute als bedeutende Errungenschaften für die Entwicklung eines geeinten Europas. Der Europarat erstellt jährlich einen Bericht über die Entwicklung der Menschenrechte. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=