querdenken - Geschichte und Politische Bildung 4, Schulbuch

86 Globalisierung Anti-Atomkraft-Bewegung Mit dem Aufkommen der Atomkraft entstand gleichzeitig die Sorge über die Bedrohung durch diese für Menschen und Umwelt. Anti-Atomkraft- Bewegungen engagieren sich global seit Jahrzehnten bei diversen Anlässen mit unterschiedlichem Erfolg. In den USA gab es bereits in den 1960er-Jahren Proteste, die sich zunächst gegen Atomwaffentests und anschließend gegen die zivile Nutzung von Atomkraftwerken richteten. In Europa fanden die ersten großen Protestbewegungen in Frankreich und Deutschland in den 1970er-Jah- ren statt. Die Besetzung von Reaktor-Bauplätzen und Massendemonstrationen waren Initiativen gegen die Nutzung der Kernkraft. Das Motto think globally – act locally, geprägt von dem amerikanischen Umweltaktivisten David Brower, erlangte im Zusammenhang mit Atomkraft enorme Bedeutung. Proteste und Besetzungen stießen auf großes mediales Interesse und brachten somit die Problematik einem breiten Publikum nahe. Neben teilweise illegalen Aktionen wurde der Widerstand zunehmend auch auf juristischem Weg geführt, was zur Entwicklung von Gesetzen für die Gewährleistung von Kernreaktoren-Sicher- heit wesentlich beitrug. Die Angst vor einem „Super- GAU “ wurde 1986 mit der Katastrophe von Tschernobyl (Ukraine) Realität. Protestbewegungen in Österreich Zahlreiche Zwischenfälle in Kernreaktoren weltweit, wie z. B. in Sellafield (Großbritannien) 1957 sowie in Harrisburg (USA) 1979, führten in Österreich großteils zur Ablehnung von Kernenergie. Die Inbetriebnahme des bereits ge- bauten Atomkraftwerkes in Zwentendorf (NÖ) wurde durch eine Volksabstim- mung 1978 knapp verhindert. Österreich ist jedoch von zahlreichen Atomkraft- werken in den Nachbarstaaten umgeben. P GAU: Abk. f. „größter anzunehmender Unfall“ Kernkraftwerk Tschernobyl (Ukraine), Montage- und Betonarbeiten am zerstörten Reaktorblock, Foto, 1986 › Am 26. April 1986 ereignete sich im damals sowjetischen Kernkraftwerk in Tschernobyl ein Reaktorunfall. Ca. 200.000 Personen waren unmittelbar danach als Hilfskräfte einge- setzt, manche starben inner- halb weniger Tage an den Folgen einer Strahlenerkran- kung, bei einer hohen Anzahl brachen Krebserkrankungen aus. Kinder aus der Umge- bung erkrankten überdurch- schnittlich häufig an Leukä- mien und Schilddrüsenkrebs. Über ganz Europa verteilte sich radioaktives Material, auch in Österreich wurde noch radioaktiver Niederschlag gemessen. Anti-Atomkraft-Sticker, 1970er-Jahre A15 Beschreibe anhand der Karte die Situation Österreichs im Hinblick auf atomare Gefahren. Erkläre das Motto „think globally – act locally“ im Zusammenhang mit den Standorten der Kernkraftwerke in den Nachbarländern Österreichs. Erörtert im Team Pro- und Contra-Argumente zur friedlichen Nutzung von Kernenergie in Gegenwart und Zukunft. (HMK, HOK) M4 Kernkraftwerke in Grenznähe zu Österreich, Umweltbundesamt, 2017 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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