querdenken - Geschichte und Politische Bildung 4, Schulbuch

83 Globalisierung Die Entkolonialisierung am Beispiel Indiens Der Rechtsanwalt Mahatma Gandhi setzte sich vehement für eine Befreiung Indiens von der britischen Kolonialherrschaft ein. In seinem Kampf für natio- nale Selbstbestimmung (1915–1948) wollte Gandhi die Unabhängigkeit durch einen gewaltlosen Widerstand, also ohne Blutvergießen erreichen. Er forderte die indische Bevölkerung z. B. auf, britische Waren zu boykottieren, Steuerzah- lungen zu verweigern und selbst Textilien herzustellen und Salz zu gewinnen. Immer mehr Inderinnen und Inder schlossen sich seinem passiven Widerstand an. Bei Auseinandersetzungen und Demonstrationen, in denen es auch viele Tote gab, wehrten sie sich nicht gegen Verhaftungen und Misshandlungen durch die britischen Einsatzkräfte. Auch Gandhi wurde wiederholt inhaftiert. Durch Hungerstreiks erzwang er immer wieder seine Entlassung, denn Groß- britannien befürchtete große Unruhen im Falle seines Todes. Während des Freiheitskampfes hatte Gandhi die miteinander verfeindeten größten Religionsgruppen Indiens – Moslems und Hindus – zum gemein- samen Widerstand bewegen können. Doch während der Unabhängigkeitsver- handlungen flammten zwischen ihnen erneut blutige Auseinandersetzungen auf. Dies führte schließlich zur Teilung der Kolonie Britisch-Indien in zwei Staaten, nämlich Indien mit einer hauptsächlich hinduistischen und Pakistan mit überwiegend muslimischer Bevölkerung. Beide Staaten erhielten ihre Unabhängigkeit im August 1947. Die Teilung des Landes verursachte einen grausamen Bürgerkrieg, in dem ca. 20 Millionen Menschen vertrieben oder umgesiedelt wurden. Bis zu einer Million Menschen wurden schätzungsweise getötet. Bis heute dauern Kriege in der Region an, zentral ist der Konflikt um Kaschmir. Pakistan beansprucht die Region aufgrund der mehrheitlich mus- limischen Bevölkerung, Indien argumentiert seinen Anspruch damit, dass in seinem säkularen (weltlichen) System alle Religionen gleichberechtigt wären. › Der Salzmarsch von 1930 war eine Protestaktion, die wesentlich für die Entwick- lung der Unabhängigkeits- bewegung in Indien war. Mohandas Karamchand Gandhi, genannt Mahatma Gandhi, (1869–1948), Foto, um 1945 Demonstrationszug für Mahatma Gandhi, der nach dem Salzmarsch verhaftet worden war, Bombay (heute Mumbai), Foto, 1930 › Mahatma Gandhi wurde am 30. Jänner 1948 von einem fanatischen Hindu in Neu Delhi erschossen. › Kaschmir wurde 1949 wäh- rend eines Waffenstillstandes aufgeteilt, Indien erhielt das zentrale Kaschmir-Tal und Pakistan einen kleineren Teil, die westlichen und nördlichen Randgebiete. Der Salzmarsch war ein Protestmarsch – der Pazifist Gandhi ging zusammen mit 78 Anhängern mehr als 380 Kilometer von Ahmedabad bis Dandi. Sie demonstrierten damit gegen das Salzmonopol der Kolonialmacht Groß- britannien. Als Gandhi nach 24 Tagen in Dandi angekommen war, hob er einige Salzkörner in die Höhe – und er forderte seine Landsleute auf, selbst Salz zu gewinnen und damit zu handeln. 50.000 Inder wurden daraufhin verhaftet […] Mahatma Gandhi hatte damals übrigens Erfolg mit seinem friedlichen Salzmarsch. Im Februar 1931 gaben die Briten nach: Inder durften Salz für den persönlichen Bedarf produzieren, und die politischen Gefangenen wurden freigelassen. Münchner Fotograf in Indien – Auf Gandhis Spuren, Süddeutsche Zeitung, 5.10.2015 A12 Zeige anhand der Textquelle den Widerstand Mahatma Gandhis gegen die britische Kolonialherrschaft auf. Recherchiere aktuelle Medienberichte zur Situation zwischen Indien und Pakistan. Beurteile anhand dieser Informationen die aktuelle politische Lage. (HMK, PUK) M7 BASISKONZEPT – ZEITEINTEILUNG Der Begriff „Zeit“ begleitet uns in unserem Alltag in Form von Veränderungen oder Abfolgen von Ereignissen ständig. Schon viele Jahrtausende lang beschäf- tigten sich Menschen mit der Einteilung von Zeit und entwickelten Kalender und Datierungen. Begriffe, wie „gestern“, „heute“ oder „morgen“ verwenden wir täglich, um uns zeitlich zu orientieren. Mit ganzen Zeitabschnitten, soge- nannten Epochen, verbinden wir konkrete Vorstellungen und ordnen Ereig- nisse diesen zu. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=