querdenken - Geschichte und Politische Bildung 4, Schulbuch

82 Globalisierung Entkolonialisierung Im Zuge des Imperialismus Ende des 19. Jh. beherrschten europäische Kolonialmächte weite Teile Afrikas und Asiens. Schon nach dem Ersten Welt- krieg, aber v. a. nach dem Zweiten Weltkrieg, war ein Anspruch europäischer Staaten auf Kolonialgebiete politisch kaum mehr zu rechtfertigen. In Asien und Afrika entstanden Unabhängigkeitsbewegungen, die auch von der UNO mit der Forderung nach dem Selbstbestimmungsrecht der Völker unterstützt wurden. Man nennt diesen Prozess Entkolonialisierung. Antikolonialistische Demonstration in Ghana, Foto, 1959 P Panafrikanismus: Bemühungen um verstärkte wirtschaftliche und politische Zusammenarbeit zwischen den afrikanischen Staaten P Despotin bzw. Despot: Per- son, die eine unumschränkte Gewaltherrschaft ausübt › Sogenannte Warlords sind militärische Anführer, die oft unabhängig von einer Staats- macht die Kontrolle gewalt- sam an sich reißen. Der Begriff wird heute meist in Zusam- menhang mit Krisenherden in Afrika gebraucht. Warlords finanzieren ihre Aktivitäten durch den Verkauf von Res- sourcen, wie z. B. Diamanten. Charles Taylor, Warlord und 1997–2003 Präsident von Liberia, 2012 vom Sondergerichtshof in Den Haag als erstes afrikanisches Staatsoberhaupt wegen Kriegsverbrechen zur Verantwortung gezogen, Foto, 2003 Die Entkolonialisierung am Beispiel Afrikas In Afrika akzeptierten einige Kolonialmächte eine friedliche Machtübergabe (z. B. in den 1950er-Jahren in Ghana, Libyen, Tunesien, Marokko), während in anderen Gebieten die Freiheit blutig erkämpft werden musste. Das große Freiheitsjahr war 1960, als 17 ehemalige Kolonien selbstständig wurden. An der Spitze von Unabhängigkeitsbewegungen standen oft junge, intellektuelle Afrikanerinnen und Afrikaner, die in Europa oder den USA studiert hatten und dort die Ideen von Demokratie und Selbstbestimmung, aber auch die Lehren des Kommunismus und Marxismus kennengelernt hatten. Im Entkolonialisie- rungsprozess gewann der Panafrikanismus zunehmend an Bedeutung. Doch in vielen unabhängig gewordenen Ländern verbesserte sich die Lage der Bevölkerung nicht: Aufgrund einer unzureichenden Industrialisierung bestand weiterhin eine wirtschaftliche Abhängigkeit von der ehemaligen Kolonial- macht, oftmals mangelte es an Fachleuten. Etliche Staaten entwickelten sich zu Diktaturen, in denen sich korrupte Despoten oder Familienclans häufig mit- hilfe des Militärs durchgesetzt hatten (z. B. Uganda). Streitigkeiten aufgrund willkürlicher Grenzziehungen ehemaliger Kolonialmächte verursachten Kriege mit Nachbarländern bzw. Bürgerkriege. A11 Arbeite aus der Karte Informationen zur Entkolonialisierung heraus. Ordne den Zeitpunkt der Unabhängigkeit der Kolonien in die geopolitische Situation ein. Entwickle Theorien zu den Gründen für die unterschiedlichen Zeitpunkte der Entlassung der Kolonien in die Selbstständigkeit. (HMK) M4 Entkolonialisierung weltweit Großbritannien Frankreich Spanien Portugal Niederlande Belgien Deutschem Reich Italien 1918 – 1945 1946 – 1959 ab 1960 Unabhängigkeit von: Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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