querdenken - Geschichte und Politische Bildung 4, Schulbuch

72 Globalisierung Der Zweite Weltkrieg Der Weg in den Krieg Trotz des Verbotes im Vertrag von Versailles wurde in Deutschland die all- gemeine Wehrpflicht 1935 wieder eingeführt. Außerdem gab man große Geld- summen für Entwicklung und Anschaffung von Waffen aus. Zwar verurteilte der Völkerbund den Vertragsbruch, doch Länder wie Großbritannien oder Frankreich setzten auf Zugeständnisse an Hitler ( Appeasement ), um den Frieden in Europa zu sichern. Wenige Monate nachdem Österreich durch den „Anschluss“ im März 1938 zur „Ostmark“ geworden war, erzwang Deutschland die Abtretung des Sudetenlandes von der Tschechoslowakei. Hitler forderte ein Selbstbestimmungsrecht für die dort lebende deutschsprachige Bevölke- rung (sog. Sudetendeutsche). Um einen Krieg zu vermeiden, stimmten Groß- britannien, Frankreich und Italien in der Münchner Konferenz im September 1938 der Besetzung des Sudetenlandes durch deutsche Truppen zu, die tschechoslowakische Regierung musste sich fügen. Im März 1939 besetzten deutsche Truppen auch die restliche Tschechoslowakei, die zu einem Protek- torat, also zu einem von Deutschland abhängigen Staat umgebildet wurde. Hitler verfolgte deutlich imperialistische Ziele, Großbritannien und Frankreich mussten das Scheitern ihrer Appeasement-Politik erkennen. Deutschland schloss mit seinem Erzfeind, der Sowjetunion, im August 1939 einen deutsch-sowjetischen Nichtangriffsvertrag (Hitler-Stalin-Pakt). In einem ge- heimen Zusatzprotokoll teilten die beiden Diktatoren Polen und weitere Gebiete in Ost- und Südeuropa unter sich auf. Als Hitler am 1. September 1939 den völker- rechtswidrigen Angriff auf Polen befahl, war er der Meinung, dass Frankreich und Großbritannien erneut nachgeben würden. Doch diese erklärten Deutsch- land zwei Tage später den Krieg. Damit hatte der Zweite Weltkrieg begonnen. Phase der „Blitzkriege“ Das hochgerüstete Deutschland versuchte in raschen, nur wenige Wochen dau- ernden Eroberungskriegen („Blitzkriegen“) die unvorbereiteten Gegner durch Angriffe aus der Luft und am Boden zu überwältigen. Die Westmächte ver- harrten immer noch in einer Warteposition, was der deutschen Taktik entge- genkam. Polen wurde binnen weniger Wochen von der deutschen Wehrmacht besiegt und aufgeteilt. Im April 1940 wurden die neutralen Staaten Dänemark und Norwegen besetzt, um dort ein Festsetzen britischer Truppen zu verhin- dern und die Eisenvorkommen zu sichern. Beim Angriff auf Frankreich im Mai 1940 besetzten deutsche Truppen die neutralen Staaten Niederlande, Bel- gien und Luxemburg („Westfeldzug“). Frankreich kapitulierte wenige Wochen später und deutsche Truppen besetzten im Juni 1940 Teile des Landes. P Appeasement-Politik: eine Politik der Zugeständnisse und des Entgegenkommens bei Aggressionen zur Ver- meidung von Konflikten; Beschwichtigungspolitik Deutsche Soldaten marschieren in Polen, Foto, 1. September 1939 Deutsche Soldaten zerbrechen einen Schlagbaum an der deutsch-polnischen Grenze, Foto, 1. September 1939 P Westmächte: Vereinigte Staaten, Großbritannien und Frankreich › Wie in einem Zusatzpro- tokoll zum Hitler-Stalin-Pakt festgelegt, wurde Polen zwischen Deutschland und der Sowjetunion aufgeteilt, die das östliche Polen besetzte. › Die Nordhälfte Frankreichs und die Atlantikküste kamen unter deutsche Militärverwal- tung mit Sitz in Paris. A1 Zähle mit Hilfe des Textes die systematische Vorgangsweise Hitlers auf, die schließlich zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges führte. Erkläre den Begriff „Blitzkrieg“ im Zusammenhang mit den ersten beiden Kriegsjahren. Bewerte die Einschätzung der Westmächte, die sie von Hitlers Politik hatten, im Hinblick auf ihre Appeasement-Politik. (HSK) Deutsche Soldaten im besetzten Paris, Blick auf die Seine, Foto, 1. August 1940 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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