querdenken - Geschichte und Politische Bildung 4, Schulbuch

57 Holocaust Widerstandshandlungen gegen das NS-Regime Ein hohes Maß an Mut war notwendig, wenn sich Menschen gegen die Un- terdrückung und den Terror des Nationalsozialismus stellten. Sie setzten ihr Leben für Menschlichkeit und Freiheit aufs Spiel und mussten mit Verrat und Verfolgung rechnen. Frauen und Männer, die Widerstand leisteten, gal- ten im NS-Regime als Verbrecher (Hochverräter, „Zersetzer der Wehrkraft“, „Volksschädlinge“). Widerstandshandlungen wurden aus unterschiedlichen Gründen geleistet. Wie in Deutschland bildete sich auch in Österreich ein parteipolitisch organisierter Widerstand, so kämpften z. B. Frauen und Männer aus sozialistischen, kommunistischen oder katholisch-konservativ-bürgerlichen Gruppierungen gegen den Nationalsozialismus (z. B. mit Flugblättern, Unter- grundzeitungen). Auch Nonnen und Priester traten gegen den National- sozialismus auf oder auch einfach Personen mit humanistischer Einstellung ohne einem bestimmten politischen oder religiösen Hintergrund. Manche halfen z. B. verfolgten Jüdinnen und Juden und versteckten sie, andere wie Franz Jägerstätter verweigerten den Wehrdienst aus Gewissensgründen. Dies taten auch viele Zeugen Jehovas. Mit der Verschlechterung der Kriegslage nahm auch der militärische Widerstand zu. Hochrangige Offiziere planten ein Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944, um den sinnlosen Krieg zu beenden. Doch der Anschlag auf Hitler scheiterte, der Anführer Oberst Claus Graf Schenk von Stauffenberg und weitere Offiziere wurden gefasst und sofort erschossen. – Die Zahl der am Widerstand beteiligten Österreicherinnen und Österreicher wird auf rund 100.000 geschätzt (ca. 1,5% der Bevölkerung). Mindestens 2.700 aktive Widerstandskämpferinnen und -kämpfer wurden hingerichtet und etwa 32.000 poli- tisch Verfolgte kamen in Ge- fängnissen und Konzentrations- lagern oder in Gestapo-Haft um. P „O5“: Gegen Kriegsende verstärkte sich der Widerstand in Österreich. Die bekannteste Gruppe war die überpartei- liche Organisation „O5“ („5“ steht für den fünften Buchsta- ben im Alphabet, das „E“; die Buchstaben „O“ und „E“ stan- den daher für die Anfangs- buchstaben von „Österreich“). Erinnerung an das Zeichen der Widerstandsbewegung „O5“ am Wiener Stephansdom, Foto, 2006 P Franz Jägerstätter: geb. 1907, wegen Kriegsdienstver- weigerung 1943 zum Tode verurteilt und hingerichtet › Zwischen 1938 und 1945 wurden am Wiener Landes- gericht 1.084 Menschen auf- grund nationalsozialistischer Rechtsprechung hingerichtet, davon 619 eindeutig wegen politischer Widerstandshand- lungen gegen das NS-Regime. Ab Herbst 1938 wurden die Hinrichtungen in einem Raum im Erdgeschoss mit einem Fallbeil vollzogen, heute ist dieser Raum eine Gedenk- stätte. Carl Szokoll, Foto, 2004 Gedenktafel am Wiener Landes- gericht, Foto, 2013 A8 Fasse die Aussage der Gedenktafel am Wiener Landesgericht zusammen. Analysiere mögliche Gründe für die Hinrichtungen. Formuliere Argumente gegen die Todesstrafe. (HMK, PHK) M7 Der österreichische Offizier Carl Szokoll war in die Verschwörung gegen Hitler 1944 eingeweiht, blieb aber unerkannt. Als Leiter einer militärischen Wider- standsgruppe, die mit der „O5“ zusammenarbeitete, verhinderte er zu Kriegs- ende Blutvergießen und Zerstörung durch die kampflose Übergabe der Stadt Wien an sowjetische Truppen. Die von Hitler angeordnete Zerstörung wichtiger Infrastruktur wurde dadurch nicht mehr ausgeführt. Für seinen Einsatz für ein freies Österreich wurde Szokoll erst spät geehrt, so z. B. 2003 mit der Ernennung zum Ehrenbürger der Stadt Wien. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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