querdenken - Geschichte und Politische Bildung 4, Schulbuch

50 Holocaust Rassismus und Antisemitismus Formen von Rassismus Es ist Rassismus, wenn Menschen oder Gruppen z. B. aufgrund von Hautfarbe, Aussehen, Herkunft, Staatsbürgerschaft, Sprache oder Religionszugehörigkeit benachteiligt werden. Bei Diskriminierungen spielen häufig Vorurteile eine Rolle. Manche Menschen haben bestimmte Vorstellungen von anderen und vertreten eine – oftmals schlechte – Meinung über sie. Im Voraus wird ein Urteil gebildet, obwohl sie diese Menschen nicht kennen und ohne Tatsachen zu überprüfen. Heute ist erwiesen, dass es keine voneinander unterscheidbaren Menschen- rassen gibt, doch gibt es weiterhin Rassismus. Das Selbstbild rassistisch eingestellter Menschen profitiert von der Abgrenzung gegenüber „anderen“. Rassismus zeigt sich in Form von diskriminierenden Handlungen, Abwer- tungen, Beleidigungen, Beschimpfungen, Drohungen, körperlicher Gewalt, Verfolgung, Rassentrennung bis hin zur Vernichtung. Er kann in allen Bereichen des Alltags auftreten (z. B. auf der Straße, in der Schule, am Arbeits- platz, in den Medien oder in sozialen Netzwerken) und bezieht sich oft auf äußerliche Merkmale. Es stellt eine Form rassistischer Diskriminierung dar, wenn etwa Menschen beschimpft werden, weil sie eine andere Sprache sprechen oder eine andere Hautfarbe haben bzw. wenn bestimmte Bevölkerungsgruppen grundsätzlich abgelehnt werden (z. B. eine Firma, die generell keine muslimischen Frauen einstellen möchte). Auch Regierungen und politische Systeme benutzen ras- sistische Vorurteile zur Durchsetzung bestimmter Interessen ungeachtet der schrecklichen Folgen für Betroffene. › In Artikel 1 der Allgemei- nen Erklärung der Menschen- rechte heißt es: „Alle Men- schen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren.“ Der Gleichheitsgrundsatz ist in der österreichischen Bundes- verfassung festgeschrieben. › Zwischen 1948 und 1992 herrschte in Südafrika strikte Rassentrennung (Apartheid- Regime). Die weiße Minder- heit unterdrückte die schwar- ze Mehrheit und beutete sie skrupellos als billige Arbeits- kräfte aus. Nach langen Jah- ren des Widerstandskampfes sowie durch internationale Proteste entwickelte sich Anfang der 1990er-Jahre eine Möglichkeit für einen fried- lichen politischen Wandel. Nelson Mandela, Widerstands- kämpfer gegen die Apartheid und erster schwarzer Staatspräsident Südafrikas (1994–1999), Foto, 1993 › Die NGO ZARA – Zivilcoura- ge und Anti-Rassismus-Arbeit und die Agentur der Europä- ischen Union für Grundrechte (FRA) sind Einrichtungen zur Beobachtung von Rassismus. pv3265 ZARA A1 Definiere den Begriff „Rassismus“ in eigenen Worten. Recherchiert in Teams mithilfe des Links in der Randspalte die Ergebnisse der Jahresberichte von ZARA zum Thema Rassismus in Österreich. Erörtert die Ergebnisse in Hinsicht auf jährliche Veränderungen. (HSK) T2 Die Definition von Antisemitismus und Ausformungen Die Frage „Was ist Antisemitismus“ wird unterschiedlich beantwortet. Die Internationale Allianz für Holocaust-Gedenken (IHRA) hat deshalb 2016 eine Definition erarbeitet, der sich auch Österreich angeschlossen hat: „Antisemitis- mus ist eine bestimmte Wahrnehmung von [Jüdinnen und] Juden, die sich als Hass gegenüber [Jüdinnen und] Juden ausdrücken kann. Der Antisemitismus richtet sich in Wort oder Tat gegen jüdische oder nicht-jüdische Einzelpersonen und/oder deren Eigentum sowie gegen jüdische Gemeindeinstitutionen oder religiöse Einrichtungen.“ Judenfeindschaft hatte im Lauf der Geschichte unterschiedliche Ausfor- mungen: Nachdem das Christentum im Römischen Reich Staatsreligion geworden war, wurden Jüdinnen und Juden in christlichen Ländern für viele Jahrhunderte v. a. aus religiösen Motiven verfolgt. Im Mittelalter rief der wirtschaftliche Erfolg von Juden im Handel und Geldwesen – Christen war es verboten, Geld gegen Zinsen zu verleihen – oftmals Neid und Hass hervor. Im 19. Jh. wandelte sich aufgrund rassistischer Theorien die Begründung für den Judenhass. Sie wurden nicht mehr wegen ihrer „falschen“ Religion verfolgt, sondern weil sie einer falschen „Rasse“ angehörten. Der Antisemitismus nahm damit einen rassistischen Charakter an. Nur zu Prüfzw cken – Eigentum des Ve lags öbv

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