querdenken - Geschichte und Politische Bildung 4, Schulbuch

34 Faschismus „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich Nachdem die Westmächte und der Völkerbund Italiens Angriff auf Äthiopien 1935 verurteilt hatten, näherte sich Mussolini dem Deutschen Reich an, um außenpolitisch nicht isoliert zu sein („Achse Berlin–Rom“). Damit verlor Österreich jedoch Italiens Unterstützung und Hitler erhöhte den Anschluss- druck gegenüber Österreich. Am 12. Februar 1938 lud Hitler Bundeskanzler Kurt Schuschnigg nach Berchtes- gaden (Deutschland) ein. Bei dieser Besprechung zwang Hitler Schuschnigg unter Androhung militärischer Maßnahmen, die verbotene NSDAP wieder zuzulassen und Arthur Seyß-Inquart als Innenminister mit absoluter Polizei- gewalt einzusetzen (Berchtesgadener Abkommen). Als Rettungsversuch für das bestehende Regime setzte Schuschnigg daraufhin eine Volksbefragung über die Selbständigkeit Österreichs für den 13. März fest. Doch der Druck der Nationalsozialistinnen und Nationalsozialisten von innen und außen wurde immer größer. Mit 11. März erzwang Hitler den Rücktritt Schuschniggs und die Ernennung von Seyß-Inquart zum Bundeskanzler. Dennoch befahl er den Einmarsch deutscher Truppen in Österreich. Der „Anschluss“ am 12. März 1938 wurde von einem großen Teil der öster- reichischen Bevölkerung bejubelt; nicht wenige sahen darin eine Chance auf ein besseres Leben. Für viele, vor allem für die jüdische Bevölkerung und auch politische Gegnerinnen und Gegner, begann allerdings eine Zeit der Verfolgung und des Terrors (s. S. 36 f.). Die Republik Öster- reich hörte auf eigenständig zu existieren; Österreich wurde in das Deutsche Reich eingegliedert. Hitler ordnete für den 10. April eine Volksabstimmung an, damit sollte die Eingliederung ins Deutsche Reich legalisiert werden. Massive Propaganda, aber auch Gewaltandrohungen führten schließlich zu einer Zustimmung von 99,73% für den eigentlich bereits vollzogenen „Anschluss“. Die Stimmabgabe im Wahllokal erfolgte beinahe immer vor den Augen aller, um den Verdacht einer möglichen Nein-Stimme zu vermeiden. P Kurt Schuschnigg: (1897– 1977); christlich-sozialer Politiker, Justiz- und Unter- richtsminister 1932–1934; Nachfolger von Dollfuß als Bundeskanzler in der Stände- staat-Diktatur; zugleich auch Außen-, Verteidigungs- und Unterrichtsminister, Führer der Vaterländischen Front P Arthur Seyß-Inquart: (1892– 1946, hingerichtet); National- sozialist, 1938 Innenminister, dann Bundeskanzler; 1940– 1945 Reichskommissar für die niederländischen Gebiete; als NS-Kriegsverbrecher durch das internationale Militär- gericht 1946 in Nürnberg verurteilt und hingerichtet Begrüßung von Adolf Hitler beim „Anschluss“ in Linz, Foto, 12.3.1938 Begrüßung der deutschen Wehr- macht in Salzburg, Foto, 12.3.1938 sk8i4e Berchtesgadener Abkommen, 15.2.1938 Fassade des Café Landtmann in Wien, Foto, März 1938 A7 Untersuche die Bilder (Input und Randspalte) aus dem Zeitpunkt des „Anschlusses“ am 12. März 1938 auf Ähnlichkeiten in der Darstellung. Beurteile die Vorgehensweise bei der Volksabstimmung vom 10. April 1938 und setze dies in Bezug zu Wahlen in einer Demokratie. (HMK, PUK) M1 BASISKONZEPT – ZEITPUNKTE Ein konkretes Datum ist wie ein scheinbar stillstehender Moment in der Geschichte, der eine Veränderung oder Besonderheit markiert. Fixe Zeitpunkte helfen uns, Auswirkungen von bestimmten Ereignissen besser zu verstehen. Historisches Denken benötigt unter anderem solche speziellen Daten. Dadurch kann zwischen „vorher“ und „nachher“ unterschieden werden, Geschichte geordnet und besser verstanden werden. Nur zu e Prüfzweck n – Eigentum e n des Verlags öbv

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