querdenken - Geschichte und Politische Bildung 4, Schulbuch

30 Faschismus Nationalsozialistische Diktatur in Deutschland Hohe Arbeitslosigkeit und eine politisch instabile Lage führten auch in der Weimarer Republik dazu, dass faschistische Gruppierungen immer stärkeren Zulauf erhielten. Die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP), seit 1921 unter dem Vorsitz von Adolf Hitler, war eine straff organisierte „Führerpartei“ (eine Person gibt politische Ziele und Wege vor). Ideologie und Parteiprogramm waren stark von radikalem Nationalismus und Antisemitismus sowie von der Ablehnung von Demokratie und Marxismus bestimmt. Ziele der NSDAP waren u. a. die Schaffung eines Großdeutschlands, die Abänderung des Friedensvertrages von Versailles, durch den sich viele Deutsche gedemütigt sahen, der Wiedererwerb von Kolonien und die Entfer- nung der jüdischen Bevölkerung aus Deutschland. Ab 1930 stieg die Mitglie- derzahl der NSDAP stark an, u. a. weil die Partei mittels gezielter Propaganda Abhilfe gegen die Arbeitslosigkeit zu schaffen versprach. Im Jänner 1933 kam Hitler legal durch Wahlen an die Regierung, als Führer der stimmenstärksten Partei wurde er zum Reichskanzler ernannt. Nach dem Brand des Reichstags- gebäudes im Februar 1933 in Berlin erhielt Hitler durch die „Verordnung zum Schutz von Volk und Staat“ besondere Vollmachten und konnte wichtige demo- kratische Rechte einschränken. Das entscheidende Gesetz in Richtung nationalsozialistischer Diktatur war das „Ermächtigungsgesetz“ vom März 1933. Es ermöglichte Hitler, ohne weitere Zu- stimmung Gesetze zu erlassen und zu regieren. Damit wurden das Parlament als demokratische Institution abgeschafft und die Weimarer Verfassung bedeutungslos. Deutschland wurde zum Einparteienstaat und Hitler hatte als „Führer und Reichskanzler“ die alleinige Macht. Nach dem Motto „Du bist nichts, dein Volk ist alles“ sollte sich das deutsche Volk als Weltanschauungsge- meinschaft hinter seinem „Führer“ versammeln. Die Volksgemeinschaft sollte durch die zentrale Steuerung aller Lebensbereiche („Gleichschaltung“) und ein nationalsozialistisches Erziehungssystem verwirklicht werden. Die Nationalso- zialistinnen und Nationalsozialisten gliederten alle Bereiche der Gesellschaft und des Staates (Organisationen, Vereine etc.) entweder in die NSDAP ein oder lösten diese auf bzw. verboten sie. Alle Deutschen sollten ab dem zehnten Lebensjahr Mitglieder in Teilorganisationen der NSDAP werden. Aus der Volks- gemeinschaft ausgeschlossen waren jedoch Menschen, die nicht bereit waren, sich dem Willen der Partei bedingungslos unterzuordnen bzw. jene Menschen, die als „minderwertig“ herabgewürdigt waren (z. B. die jüdische Bevölkerung). P Weimarer Republik: Bezeichnung für das Deutsche Reich im Zeitraum 1918–1933; benannt nach der Stadt Wei- mar, in der die verfassungs- gebende deutsche National- versammlung zusammenkam Wahlplakat der NSDAP zur Reichstagswahl 1932 › Der Brand des Reichs- tagsgebäudes beruhte auf Brandstiftung, die Umstände wurden aber nicht vollkom- men geklärt. Die National- sozialisten sahen darin eine „kommunistische Verschwö- rung“ und nutzten dieses Argument für das Verbot der kommunistischen Partei. › Ab April 1933: Ende der Meinungsfreiheit; Presse und Rundfunk durften nur mehr im Sinne der NS-Regierung berichten. Alles, was den NS- Vorstellungen nicht entsprach, wurde verboten, auch das Kulturleben wurde gleichge- schaltet. Das Abhören auslän- discher Sender (sog. „Feind- sender“) war verboten und mit schweren Strafen bis hin zur Todesstrafe belegt. A3 Arbeite anhand der Textquelle die Rolle der NSDAP für die Schaffung der Volksgemeinschaft heraus. Interpretiere die Bedeutung der „Gleichschaltung“ aller Lebensbereiche für Jugendliche damals. (HMK) M7 Die Bildung und Erhaltung der deutschen Volksgemeinschaft setzt eine verantwortlich tragende und erziehende Organisation dieser Volksgemein- schaft voraus. Ihr fester Kern ist die Nationalsozialistische Partei. Sie bildet die Wehrmacht der Volksgemeinschaft nach innen. Sie baut nicht nur die einzelnen Organisationen dieser Volksgemeinschaft auf, setzt ihre Führungen ein, sondern sie erzieht vor allem Jahr für Jahr die Millionenmasse junger Deutscher für diese Volksgemeinschaft und führt sie in sie hinein. „Die NSDAP ist der Kern der Volksgemeinschaft“, in: Der Landbote, 17.9.1938, S. 5. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Ve lags öbv

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