querdenken - Geschichte und Politische Bildung 4, Schulbuch

28 Faschismus Faschismus in Europa Umgang mit propagandistischer Sprache Es wird dir auffallen, dass in den Modulen zu Faschismus und Holocaust etliche Wörter unter Anführungszeichen stehen. Dabei handelt es sich um Begriffe, die von der nationalsozialistischen Propaganda neue Bedeutungen erhielten oder neu geschaffen wurden. Im Nationalsozialismus verwendete man solche Begriffe zur Verharmlosung grausamer Taten, ihre Verwendung ist bis heute umstritten. Beispiele dafür sind „Führer“ statt Diktator, „Herrenrasse“ statt Unterdrückung anderer Menschen oder „Endlösung“ statt Ermordung. Wenn jemand heute solche Begriffe verwendet, so ist es wichtig, dass du da- rauf achtest, zu welchem Zweck dies geschieht: • mit Absicht, um die Schrecken des Nationalsozialismus aufzuzeigen, • mit Absicht, um die Ideen des Nationalsozialismus zu verbreiten, • unbewusst, da der Person, die die Begriffe verwendet, deren historische Bedeutung nicht bekannt ist. P Propaganda: organisierte Verbreitung von politischen und weltanschaulichen Ideen und Programmen zur Lenkung des allgemeinen Bewusstseins › Die Bezeichnung „Facisti“ leitet sich vom italienischen „fascio“ bzw. vom lateinischen „fasces“ (Rutenbündel) ab. Im antiken Rom galten die um ein Beil geschnürten Stäbe oder Ruten als Zeichen der Amtsge- walt hoher Beamter. Sie hatten das Recht, Menschen zu züchti- gen oder zum Tode zu verurtei- len. Das Rutenbündel wurde zum Zeichen der faschistischen Bewegung Italiens. › Nach dem Ersten Weltkrieg herrschte z. B. in Österreich und Deutschland hohe Arbeits- losigkeit. Die Rückzahlung der Kriegsschulden und die Finanzierung der Staatshaus- halte verursachte Geldentwer- tungen und viele Menschen verloren ihre Ersparnisse. Zwar erholte sich die Wirtschaft nach 1924 leicht, doch die Weltwirtschaftskrise von 1929 traf die meisten Länder hart (Rückgang der Industriepro- duktion, Einbruch des Han- dels, Massenarbeitslosigkeit, rückläufige Steuereinahmen). Manche Staaten reagierten mit Sparmaßnahmen (z. B. Reduzierung oder Wegfall der Arbeitslosenunterstützung). Viele Betroffene gaben der Demokratie die Schuld am Elend und wandten sich radi- kalen politischen Gruppen wie z. B. Faschisten oder National- sozialisten zu. O Demokratie, S. 8 f. A1 Schildere, ob du bereits Erfahrungen mit solchen Begriffen gemacht hast. Ordne ein, zu welchem Zweck der Begriff verwendet wurde. (HSK) Nach dem Ersten Weltkrieg begünstigten wirtschaftliche Probleme soziale Spannungen, auch mangelndes Vertrauen in die Demokratie förderte das Ent- stehen faschistischer Gruppierungen in vielen Staaten Europas. Ursprünglich leitet sich der Begriff Faschismus von der extremistischen politischen Gruppie- rung in Italien und dem diktatorischen Regime unter Benito Mussolini (s. S. 29) ab, dessen Anhänger sich „Fascisti“ nannten. Kennzeichen von faschistischen und diktatorischen Systemen Heute versteht man unter dem Begriff Faschismus eine Reihe von politischen Bewegungen, Systemen und Weltanschauungen, die v. a. in der Zwischen- kriegszeit entstanden sind. Wesentliche Merkmale: • Ablehnung der Demokratie (u. a. Ausschaltung des Parlaments, Aufhebung demokratischer Grundrechte wie Meinungs- und Pressefreiheit) • Verbot jeglicher Opposition, Verfolgung politisch Andersdenkender • starke Ausrichtung an einer Führerfigur (Führerkult) • Verherrlichung von Nationalismus, Unterordnung der bzw. des Einzelnen unter die „Volksgemeinschaft“; Militarismus, Ausbau des Heeres • Schüren von Hass auf bestimmte Gruppen („Sündenböcke“), rassistisches und fremdenfeindliches Gedankengut • massiver Einsatz von Propaganda sowie von Gewalt und Terror BASISKONZEPT – MACHT Macht spielt praktisch in allen Formen des menschlichen Zusammenlebens eine Rolle. Der Begriff ist sehr vielschichtig. Macht kann sowohl von Personen als auch von Institutionen und mit unterschiedlichen Mitteln ausgeübt werden. Sie wird als Beherrschung von anderen oder Einflussnahme auf andere, aber auch als Möglichkeit und Fähigkeit zum unabhängigen Handeln gesehen. Dies kann sich einerseits innerhalb einer Gesellschaft und sozialer Beziehungen (z.B. Familie) zeigen, andererseits in Bereichen wie Konflikt, Expansion und Krieg. Die Ausübung von Macht kann auf unterschiedliche Arten zustandekommen: entwe- der demokratisch durch Wahlen oder in Form von Umstürzen, Revolutionen etc. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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